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Hinderniswolken

In ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung "Hinderniswolken" im Kunstverein Bellevue-Saal thematisieren Ina Bierstedt und Anna Holzhauer mit Malerei und Skulptur Aspekte von Landschaft und Klima. Zu sehen ist sie bis 20. Oktober.
Werke in der Ausstellung© wiesbaden.de / Fotos: Veranstalter

Hinderniswolken ist ein Begriff aus der Meteorologie. Hinderniswolken sind Wolken die im Gebirge hängenbleiben und die, je nach Lage und Strömung, unterschiedlich geformt sind. Im Kontext der Ausstellung verweist der Titel auf körperliche Erfahrungen in Räumen, besonders auf die Eingebundenheit menschlicher Existenz in natürliche und klimatische Systeme. Dazu gehören Kippmomente und Unkalkulierbares. Besonders in den letzten 250 Jahren wurde aufgrund ökonomischer und militärischer Interessen massiv in die Umwelt eingegriffen.

Anna Holzhauer und Ina Bierstedt verbindet ihr künstlerisches Interesse an Landschaftsräumen. In Hinderniswolken fragen die Künstlerinnen nach der Möglichkeit eines zeitgemäßen Landschaftsbildes. Fest steht für sie, dass körperliche und psychische Erfahrungen in Landschaftsräumen unsere Sprache und Bildsprache prägen.

Über Anna Holzhauer

Anna Holzhauers Objekte sind sowohl Skulptur als auch Chiffre und Symbol. Sie pendeln zwischen Realität und Abstraktion, scheinen sich ständig in einem Übergang oder Zwischenstadium zu befinden. Sie besetzen den Raum, fordern zur Bewegung auf-physisch wie gedanklich- und stellen damit auch die Frage nach dem Verhältnis von Träger und Inhalt, von Bild und Raum, von Gesamtheit und Ausschnitt, von Außen- und Innenraum. Die Arbeit Fragment, eine von vier Skulpturen, die im Bellevue-Saal gezeigt wird, thematisiert die lückenhafte Erinnerung an eine Schneelandschaft. Der erste Schnee Anfang November wird als fragmentiertes Wegstück konserviert und zu einem Erinnerungsstück emporgehoben.

Über Ina Bierstedt

In Ina Bierstedts Werk dominiert von Anfang an die Landschaftsmalerei. Architektur spielt darin stets eine wesentliche Rolle. Ihre Arbeit mit Erinnerungsfragmenten, wie sie in biographischen Dokumenten, in Tagebüchern, Fotografien gespeichert sind, ist integraler Bestandteil, wie auch Motor ihrer künstlerischen Arbeit. Dabei arbeitet sie assoziativ, in einem offenen Feld. Die vielschichtigen Übertragungsprozesse zwischen Text und Bild, zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind dabei ein wesentliches Moment ihrer Recherche, die dann meistens malerische Form wird.

Ihr über zwei Meter hohes textiles Wandbild "Muddy Waters" hat sie explizit für den offenen bühnenhaften Bellevue-Saal entwickelt. Muddy Waters war ein amerikanischer Bluessänger. Bierstedt kombiniert Fragmente von gewebten Gobelins mit Naturmotiven mit Tarnstoffen, Maltüchern und Fransen. Ina Bierstedt ist 2024 Stipendiatin der Stiftung Kunstfonds.

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