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Umwelt, Natur und Klima

Stadtklima Wiesbaden

Wiesbaden verfügt über besondere und ortstypische Landschaftsstrukturen. So wird das nördliche Stadtgebiet durch den Taunus mit seinem in nordöstlicher Richtung verlaufenden Hauptkamm begrenzt. Das Stadtgebiet erstreckt sich von den Taunushöhen über das Taunusvorland, den Wiesbadener Kessel und den Rheingau hinunter zur Rheinebene, mit einem Höhenunterschied von mehr als 500 m. 

Die unbebauten Flächen und Waldstücke wirken als Frisch- und Kaltluftproduzenten. Die von den bewaldeten Hängen und von den landwirtschaftlichen Flächen abfließende Kaltluft wird durch die Bachtäler in die Innenstadt geleitet und trägt dort an heißen Tagen zur Abkühlung der durch Bebauung und Versiegelung stark aufgewärmten Bereiche bei. Die Flusslandschaften von Rhein und Main wirken als regional bedeutsame Ventilationsbahnen. 

Die Luftströmungen entlang der Bachtäler sind für gesunde Wohn- und Lebensverhältnissen in der Stadt wichtig. Bebauung und Versiegelung stört die Belüftungsbahnen. 

Umriss der Stadt Wiesbaden, eingezeichnet sind die Fließgewässer in blau und andere Landschaftsstrukturen im Farbverlauf von grün, über orange zu rot.
Landschaftsstrukturen mit klimatischer Funktion

Historie - Klimaschutz und Gesundheitsvorsorge sind in Wiesbaden kein neues Thema

In der Abhandlung „Das Klima von Wiesbaden – eine klimatherapeutische Studie“ aus dem Jahr 1907 wird darauf verwiesen, dass Wiesbaden schon im Jahr 1899 über 30-jährige Klimabeobachtungen verfügte. Das Klima der Kurstadt war bereits früh von besonderem Wert. 

Über die Jahre hat sich die Stadt Wiesbaden immer wieder dem Klima gewidmet. Die stadtklimatologische Ersterhebung erfolgte in den Jahren 1994 bis 1995. Die Ergebnisse wurden im Umweltbericht Nr. 9 (1995) veröffentlicht und die abgeleiteten Planungshinweise in die Erstfassung des Landschaftsplanes (2002) übernommen. Die erste Fortschreibung fand im Zeitraum zwischen 2005 und 2011 statt. Deren Ergebnisse sind im Umweltbericht Nr. 22 „Stadtklima Wiesbaden“ (2012) dargelegt.

Die Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen finden sich in den aktuellen Fachgutachten und Fachkarten zum Stadtklima wieder und wurden fortgeschrieben. 

Aktuelle Gutachten und Karten zum Stadtklima

In dem Fachgutachten „Stadtklima Wiesbaden“ des Umweltamts werden verschiedene Karten zum Wiesbadener Stadtklima und zum Klimawandel gezeigt (Fortschreibungszeitraum 2014 – 2021). 

In der Klimafunktionskarte werden die klimatischen Eigenschaften aller Flächen im gesamten Stadtgebiet dargestellt – handelt es sich um überhitzte Bereiche oder dienen sie der Kalt- und Frischluftversorgung? 

Die Klimabewertungskarte gibt wiederum Planungsempfehlungen für Flächen mit besonderer Bedeutung für das Klima – welche Flächen sind besonders zu schützen und von Bebauung freizuhalten? 

Weitere Karten geben außerdem Informationen dazu, wie oft es in Zukunft wegen des Klimawandels zu besonders heißen Tagen und Tropennächten kommen wird und bereits kommt. Die Frage, wie stark die Wiesbadener Bevölkerung davon betroffen sein wird, beantwortet die Karte Klimavorrang & Betroffenheit

Kartenausschnitt mit Farbverlauf von tiefrot zu gelb sowie grün und blau
Heiße Tage 2031-2060

Bei der Erstellung der Karten sind die Ergebnisse aus dem Projekt „Klimawandel in der Praxis“ vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie eingeflossen, an dem die Landeshauptstädte Wiesbaden und Mainz teilgenommen haben. Im Projekt „Klimawandel in der Praxis“ (kurz: KLIMPRAX) wurde herausgefunden, wie sich der Klimawandel auf die Städte Wiesbaden und Mainz auswirken wird. Es wurde auch festgestellt, in welchen Bereichen Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Weitere Informationen zu dem KLIMPRAX-Projekt sind hier zu finden: 

Die Klimakarten des Umweltamts werden seit 2022 durch eine vom Stadtplanungsamt beauftragte stadtweite Klimaanalyse (INKEK, 2022) ergänzt. Die Klimaanalyse Wiesbaden wurde mit fachlicher Unterstützung und Prüfung durch das Umweltamt erarbeitet. 

Anpassung an den Klimawandel

Laut dem Fortschrittsbericht der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) von 2020 spielt die Stadt- und Raumplanung eine entscheidende Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel. Besonders wichtig ist dies im Bereich Stadtklima und Luftqualität, da die zunehmende Hitzebelastung negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat. Daher besteht hier ein großer Bedarf an Maßnahmen, um die Städte besser auf die klimatischen Veränderungen vorzubereiten. Klimatische Aspekte sollen in der Planung berücksichtigt werden. 

Die DAS fordert, dass Städte sich besser an den Klimawandel anpassen, um zum Beispiel Hitzestress und extreme Wetterereignisse zu vermeiden. Dazu gehört auch, dass stadtklimatische Erhebungen durchgeführt werden, um zu verstehen, wie sich das Klima in einer Stadt verändert und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Die rechtliche Grundlage für die Notwendigkeit stadtklimatischer Erhebungen im Planungsprozess bilden das Raumordnungsgesetz (ROG) und das Baugesetzbuch (BauGB):

  • Gemäß § 1 Absatz 5 Satz 2 BauGB sollen Bauleitpläne u. a. dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung, speziell auch in der Stadtentwicklung, zu fördern. 
  • Gemäß § 1 Absatz 6 Ziffer 7 BauGB sind bei der Aufstellung von Bauleitplänen u. a. die Schutzgüter „Luft“ und „Klima“ zu berücksichtigen, entsprechend sollen Fachinformationen in Stadtklimakarten umgesetzt und durch daraus abgeleitete Planungshinweiskarten ergänzt werden.

Es ist unter anderem Aufgabe der Landschaftsplanung die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege auch in Bezug auf den Schutz, die Verbesserung und Regeneration von Luft und Klima aufzuzeigen (BNatSchG § 9). 

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