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Spread downtown distribution

Vor einem Jahr gründete ich Spread – ein junges Unternehmen, das eine klimaneutrale Flyerverteilung für den Wiesbadener Kulturbereich bietet. Der Grund für die Gründung war, die Stärken meines jugendlichen Teams zur Verbesserung der kulturellen Infrastruktur Wiesbadens einzusetzen.

Januar 2023

Unternehmen:
Spread downtown distribution

Gründer:
Levi Teufel

Gründungsdatum:
1. Dezember 2021

Branche: 

Flyerverteilung / Lokales Marketing

Was treibt Sie an? Was ist Ihr Leitspruch?

Mich treiben drei Dinge an: Das Erste ist der Wunsch, die städtische Infrastruktur nachhaltig zu verbessern. Während Leitsprüche wie "Hinterlasse jeden Ort so, wie du ihn vorgefunden hast" heutzutage das Mindset der meisten Menschen prägen, ziehe ich eine weitsichtigere Maxime vor: "Hinterlasse jeden Ort besser, als du ihn vorgefunden hast." 

Das Nächste ist der Wunsch, mich durch die Herausforderungen der Selbstständigkeit persönlich weiterzuentwickeln. Mein Ziel ist nicht so sehr, eine bestimmte Summe Geld zu verdienen, sondern die Persönlichkeit zu entwickeln und die Sorte Mensch zu werden, die etwas in der Welt verändern kann.

Meine dritte Motivation ist der Wunsch, jungen Menschen in meinem Bekanntenkreis einen gut bezahlten und sinnstiftenden Job zu geben, in dem sie ihre Stärken einbringen und sich weiterentwickeln können.

Interview mit dem Gründer

Worum geht es bei Ihrer Gründung und was ist das Besondere daran?
Eines unserer Hauptanliegen ist es, die kulturelle Szene in Wiesbaden mithilfe unserer Flyerständer zu unterstützen. Diese Ständer sind eine Art Regale, die in Wiesbadener Kultureinrichtungen, Läden, Restaurants und Cafés aushängen. Die Flyer unserer Kunden, die hauptsächlich aus dem Kulturbereich stammen, verteilen wir klimaneutral mit dem Fahrrad an die Auslageorte. Eine zusätzliche Besonderheit von Spread ist, dass fast ausschließlich Jugendliche und Schüler beschäftigt sind. So wachsen wir und entwickeln uns alle gemeinsam. 

Was sind Ihre ersten Erfolge?
Aus rein unternehmerischer Perspektive war die Anbringung von bisher über 40 Flyerständern in Wiesbaden ein großer Erfolg. Darüber hinaus versuchen wir auch jenseits von Profitinteressen Wiesbaden in verschiedenen Bereichen stetig zu verbessern. 

Besonders freut mich die erfolgreiche Installation eines ersten Wasserspenders an der Sportanlage am Schlachthof. Auf diese Weise könnten wir den zahlreichen Sportenthusiasten, die sich dort vor allem im Sommer zum Trainieren zusammenfinden, ermöglichen, sich bei den hohen Temperaturen mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Auf diesen Erfolg bin ich besonders stolz. Deshalb plane ich, in der Zukunft weitere kostenlose Wasserspender in der Stadt zu installieren.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Als 17-Jähriger habe ich selbstverständlich weder in einem Unternehmen Karriere gemacht noch viel sonstige berufliche Erfahrung sammeln können. Als ich mit 16 Spread gründete, war ich Schüler an der Helene-Lange-Schule. Heute besuche ich ein Wiesbadener Wirtschaftsgymnasium, wo ich in zwei Jahren mein Abitur abschließen werde. Meine Selbstständigkeit werde ich neben der Schule weiter vorantreiben.

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Durch mein jahrelanges Training an der Calisthenics-Anlage am Schlachthof habe ich einen großen Bekannten- und Freundeskreis aus jungen, motivierten Menschen aufgebaut. Viele von ihnen waren damals auf der Suche nach einem Job neben der Schule, genauso wie ich auch. In dieser Notsituation habe ich ein Potenzial erkannt. Also habe ich Spread gegründet, um jungen Menschen in meinem Freundeskreis einen gut bezahlten Job mit fairen Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

Hinzu kam, dass meine erste und einzige Berufserfahrung ein Nebenjob bei einem Sportartikel-Händler war. Das Gefühl bei dieser Berufserfahrung, jederzeit austauschbar zu sein, war eine sehr eindrückliche Erfahrung für mich. Die Suche nach einem tieferen Sinn in meinem Handeln sowie die Ratschläge befreundeter Unternehmer führten mich zur Entscheidung, mich selbstständig zu machen.

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?
Inspiriert bin ich von Menschen in meinem Umfeld, die als Unternehmer bereits wesentlich weiter sind als ich und von denen ich eine Menge lernen darf. Beispielsweise die Gründer des jungen Start-ups „Bike Evolution“ aus Mainz, die genau wie ich der Meinung sind, dass man nur gemeinsam in einem starken Netzwerk Großes bewirken kann. Oder meine Eltern, die mir durch ihre lange unternehmerische Erfahrung auch in vielen Punkten weiterhelfen.

Wie haben Sie die ersten Tage als Gründer erlebt?
Vielleicht kann man den Tag, an dem mir das Familiengericht die Erlaubnis erteilte, ein Unternehmen zu gründen, als den ersten Tag meiner Selbstständigkeit bezeichnen. Für mich war klar, dass sich mein Leben von nun an um 180 Grad wenden würde.

In den ersten Wochen fühlte ich mich wie in einer anderen Welt, in der die Spielregeln mir vollkommen unbekannt waren. Mittlerweile weiß ich, dass dieses "Spiel" nur gemeinsam mit einem starken Netzwerk zu spielen ist. Durch die Unterstützung meines Teams bin ich in diesem Punkt deutlich sicherer geworden.

Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
In meiner kurzen Zeit als junger Selbstständiger war eine der größten Herausforderungen für mich die Personalführung. Die Fragen, die im Laufe der Zeit aufgekommen sind, waren: Schadet es der Freundschaft, wenn aus einem Freund plötzlich dein Mitarbeiter wird? Wie soll ich mit älteren Angestellten von mir umgehen? Fragen wie diese beschäftigen mich noch immer.

Es wäre vermessen zu behaupten, dass ich diese Herausforderungen bereits gemeistert hätte. Allerdings denke ich, einen guten Weg für mich gefunden zu haben: durch Respekt und Vertrauen.

Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam? Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?
Anfangs durch klassische Kaltakquise, das heißt von Tür zu Tür laufen und die Geschäftsinhaber fragen, ob sie Flyer verteilen lassen wollen. Mittlerweile müssen wir keine Kaltakquise mehr machen. Das habe ich vor allem der Weiterempfehlung von Kunden zu verdanken, wodurch sich unser Netzwerk an Bestandskunden stetig erweitert. Eine regelmäßige Medienpräsenz durch Pressemitteilungen und Interviews trägt ebenfalls zu einer zunehmenden Sichtbarkeit bei.

Unsere bislang beste Vermarktungsidee waren tatsächlich unsere Flyerständer.
Man kann den Wert von über 40 Ständern in gut besuchten Auslageorten gar nicht genug hervorheben. Allein der Kontakt und die Zusammenarbeit mit über 40 Unternehmern, die alle unsere Flyerständer bei sich hängen haben, sind unbezahlbar. 

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?
Zum Zeitpunkt meiner Gründung sah mein Konto aus wie das der meisten 16-Jährigen: ein wenig Erspartes für den Führerschein und sonst nichts. Deswegen waren 38 Euro für die Gewerbegründung meine einzige Anfangsinvestition. Dann bin ich einfach losgegangen. Ich hatte keine Arbeitskleidung und verteilte die Flyer auf meinem alten Skateboard. Die Gewinne konnte ich dann eins zu eins wieder in Spread investieren. So stehen uns jetzt drei E-bikes, Fahrradanhänger und genügend Arbeitskleidung für meine Mitarbeiter und mich zur Verfügung.

Dank dieser Strategie konnte ich mein finanzielles Risiko gering halten und musste mir keine Gedanken über die Gründungsfinanzierung machen.

Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?
Wie bereits erwähnt ist es mir wichtig, die Orte, an denen ich viel Zeit verbringe, positiv zu verändern. Angefangen mit dem Wasserspender am Schlachthof möchte ich jetzt ganz Wiesbaden positiv verändern. Aber was in Wiesbaden bedarf einer so dringenden Verbesserung? Dasselbe wie wahrscheinlich in allen deutschen Städten: die Radmobilität.

Obwohl Wiesbaden sich hier in den vergangenen Jahren auf der Überholspur befindet, gibt es noch Verbesserungsbedarf und vor allem unerschöpfliche Möglichkeiten. Meiner Ansicht nach sind die Grenzen nur durch die eigene Kreativität gesetzt.

Um die Radmobilität erst in Wiesbaden, dann aber auch bundesweit zu verbessern, habe ich ein originelles Projekt, über das ich aus nachvollziehbaren Gründen nicht öffentlich sprechen möchte. Alles, was ich bis jetzt dazu sagen kann, ist dass die Idee nachhaltig, zukunftsweisend, jung und frisch ist.

Mein Traum ist es, eine Möglichkeit zu schaffen, um das Fahrrad sicher und bequem als Verkehrsmittel der Zukunft nutzen zu können und Wiesbaden zum Vorreiter in Sachen Fahrrad Mobilität zu machen.

Bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Wenn ich mehr Zeit hätte würde ich ...
Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich durch Deutschland reisen und versuchen, anderen Jugendlichen die Angst vorm Gründen zu nehmen.

Was ist Ihr besonderer Tipp: Was würden Sie Gründerinnen und Gründern empfehlen?
Noch bin meistens ich derjenige, der Tipps und Ratschläge entgegennimmt und ich erteile sie aufgrund meiner Jugend und geringen Erfahrung nicht selbst. Wenn ich unbedingt müsste, wäre der wertvollste Tipp, den ich geben könnte: Finde Menschen, die weiter sind als du, und lerne ihnen zuzuhören.

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