mariART
September 2024
Unternehmen:
mariART Kunstvermittlung und Kunstevents (Einzelunternehmen)
Gründerin:
Marion Schellenberg
Gründungsdatum:
1. Juni 2023
Branche:
Kunst und Kultur
Was treibt Dich an? Was ist Dein Leitspruch?
Mein Leitspruch ist: "Kunst VON Kunst FÜR"
"Kunst VON Kunst FÜR", da ich Kunst aus den Ateliers der Künstler (VON) an die Welt der Käufer (FÜR), Sammler und Kunstenthusiasten weitervermittele. Kunst begeistert mich, lässt mein Herz schneller schlagen - besonders dann, wenn ich wieder einen neuen Künstler oder eine neue Künstlerin entdeckt habe und mir schon die nächste Ausstellung geistig vorstelle.
Das besondere an Kunst ist, dass man durch sie neu sehen lernt und Menschen und die Welt besser verstehen kann und dass sie dadurch Menschen zusammenbringt. Denn in einer Welt, die oft von Hektik und Fragmentierung geprägt ist, sind Kunst und Kreativität die Brücken, die uns miteinander verbinden. Natürlich auch die Musik und der Tanz aber Kunst ist durch den Moment des Sehens eingängiger.
Interview mit der Gründerin
Worum geht es bei Deiner Gründung und was ist das Besondere daran?
Ich wähle regionale, nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler aus und kuratiere Ausstellungen mit dem Ziel, Kunst zu verkaufen.
Ich biete die Kunst meiner Künstlerinnen und Künstler auch auf meiner Webseite an. So können Kunstinteressierte auch online nach Ende der Ausstellungen aus einem breiten Portfolio aller Kunstrichtungen wählen.
Wenn es gewünscht wird, berate ich meine Kundinnen und Kunden auch hinsichtlich der Kunst, die in ihre Räume passen würde. Besonders ist auch, dass ich über zwei Ausstellungsräume verfüge:
Ein großer Showroom, wo ich große Werke präsentieren kann und einen kleinen Raum, wo kleinere Formate hängen oder auch Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die zum ersten Mal ausstellen oder ein bisschen „anders“ sind, exponieren kann. Es ist quasi ein Experimentalraum.
Mein Showroom soll aber auch ein Ort der Begegnung sein, zwischen Kreativen und ihrem Publikum, zwischen Künstlerinnen und Künstlern und Käuferinnen und Käufern. Er soll ein kultureller Treffpunkt werden, wo die Leute ohne Schwellenangst reinkommen, zusammenkommen und sich wohlfühlen sollen. Ich biete daher regelmäßig Events, wie zum Beispiel Vorträge oder live Künstlerinterviews, an.
Das Symbol dafür ist das blaue Sofa, das mir geistig schon vorschwebte, bevor ich den Laden in der Wilhelmstraße 38, der als Galerie ideal ist, überhaupt gefunden hatte.
Was sind Deine ersten Erfolge?
Ich habe nach meiner Gründung zunächst nach einem geeigneten Raum für eine Pop-up Ausstellung gesucht, bin aber schon nach kurzer Zeit auf den wunderbaren Laden in der Arcade Passage gestoßen, der für einen Kunst-Showroom einfach ideal ist; mit sehr viel Wand- und Ausstellungsfläche auf zwei Etagen und zentral gelegen in der renommierten Wilhelmstraße.
Nach der Renovierung sah der Raum sensationell aus! Selbst die Vermieter haben ihn fast nicht mehr wiedererkannt. Ich glaube, ich habe die Renovierung und das Design des Raums ganz gut hinbekommen. Viele Leute - die durch die Passage laufen und in meinen Showroom kommen -sagen, dass er die Passage sehr aufwertet und freuen sich sehr, dass hier nun eine Galerie ist. Der bisher größte Erfolg: Zu meiner ersten Veranstaltung kamen gleich 80 Gäste und ich habe acht Kunstwerke verkauft. So soll es weitergehen!
Wie ist Dein beruflicher Werdegang?
Ich war immer in Angestelltenverhältnissen in Buchverlagen in München, Barcelona und London, danach in der Musik- und zuletzt in der Kunstbranche. Nach meiner Rückkehr aus London hatte ich einige Jahre Familienzeit und fing dann mit Mitte Vierzig wieder an zu arbeiten. Mein beruflicher Wiedereinstieg nach längeren Jahren Pause war zum Glück sehr easy.
Ich absolvierte bei BerufsWege für Frauen e.V. einen Wiedereinstiegskurs und hatte bereits schon vor dessen Ende eine Stelle bei einer Online Galerie. Später fusionierte die Online Galerie mit einer "physischen" Galerie. Dort lernte ich in den letzten fünf Jahren fast alles, was man als Galeristin wissen muss und ergänzte dies noch durch Kurse beim Sotheby’s Institute of Art. Leider war mein Arbeitsverhältnis dort nicht von Dauer.
Da ich für den neuen Arbeitgeber bei der Messe nur freiberuflich arbeiten konnte, trat ich zum ersten Mal in meinem Leben, nach vielen Jahren als Angestellte, in die Welt der Freiberufler ein – ein ziemliches Umdenken, das ich aber sehr spannend fand.
Nach einigen Monaten bei der Messeorganisation reifte in mir jedoch die Idee, mein "eigenes Ding" zu machen.
Mit so viel Erfahrung, Kenntnissen und eigenen Kontakten und Beziehungen in die Kunstwelt war die Selbstsicherheit gewachsen und es lag eigentlich auf der Hand – es fehlte nur noch der Sprung!
Ein Freund gab mir den Tipp, mich bei der Agentur für Arbeit um einen Gründungszuschuss zu bewerben. Nach Erstellen eines Businessplans, eines Finanzierungsplans und einer Rentabilitätsvorschau (die mich einiges an Schweiß und Nerven kosteten) wurde mir dieser dann auch sofort für sechs Monate bewilligt. Dies bestärkte mich weiterhin in meiner Geschäftsidee.
Als ich dann den Laden in der Wilhelmstraße fand, zeichnete es sich immer deutlicher ab, dass ich dort permanent bleiben wollte, um mir meinen eigenen Kunst-Showroom aufzubauen.
Was war für Dich der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Bei meinem Ausscheiden aus der Galerie, bei der ich vorher gearbeitet hatte, wurden unter einigen Künstlerinnen und Künstlern, mit denen ich vorher eng gearbeitet und die ich für die Galerie „entdeckt“ hatte, Stimmen laut, dass ich doch etwas Eigenes auf die Beine stellen könnte.
Während vieler Gespräche mit diesen befreundeten Künstschaffenden wurde mir immer klarer, dass ich selbst etwas auf die Beine stellen wollte und mir das auch zutraute.
Wer hat Dich beraten, wer sind Deine Helfer und Mentoren?
Mein Mann und eine enge Freundin waren die ersten, die mich in meinem Vorhaben bestärkt haben. Vor allem die eine Freundin, die sehr daran interessiert ist, dass Frauen den Schritt in die Selbständigkeit wagen und unabhängig sind.
Sobald ich die Idee formuliert und geäußert hatte, kamen jedoch von vielen Seiten aufmunternde Stimmen. Viel Hilfe bekam ich von BerufsWege für Frauen e.V., die mich damals schon bei meinem Berufswiedereinstiegskurs angeleitet hatten. Ich kann diese Organisation nur wärmstens allen Frauen empfehlen, die nach der Kinderzeit wieder einen beruflichen Einstieg planen.
Dort empfahl man mir auch einen Steuerberater, der mich speziell für die Tragfähigkeitsplanung beriet. Nachdem ich meinen Businessplan und die Tragfähigkeitsplanung ausgearbeitet hatte, bekam ich dann für sechs Monate vom Arbeitsamt den Gründungszuschuss bewilligt. Auch die IHK, vor allem Frau Fäth, war sehr hilfreich.
Wie hast Du die ersten Tage als Gründerin erlebt?
Die Planung kam mir am Anfang unglaublich schwierig vor. Ich hatte noch nie etwas mit Business- und Finanzierungsplänen zu tun gehabt und war dadurch anfangs extrem gestresst, machte aber immer weiter. Irgendwie fand ich den Gedanken, selbständig zu sein viel spannender und verheißungsvoller, als wieder einen Job im Anstellungsverhältnis zu finden. Eigene Ideen umsetzen und sich nicht mehr anpassen zu müssen!
Die Aufmunterung durch befreundete Künstlerinnen und Künstler hat mich auch sehr darin bestärkt, meinen eigenen Weg zu gehen. Aber von der ersten Anmeldung beim Gewerbeamt bis zum Eröffnen meines Showrooms war es noch ein langer Weg. Er dauerte fast zehn Monate.
Ein großer Moment - eigentlich der Moment, in dem alles "real" wurde - war, als ich den Mietvertrag für drei Jahre unterschrieb. Das war ein "Point of no Return".
Was war Deine größte Herausforderung und wie hast Du diese gemeistert?
Der Businessplan für den Gründungszuschuss war die größte Herausforderung. Ich habe daran Wochen gearbeitet. Aber ich hatte auch hier viel Unterstützung durch meinen Mann, der selbst Unternehmer ist und natürlich durch das Team von BerufsWege für Frauen e.V..
Das Gute an der Deadline für den Gründungszuschuss war, dass ich dadurch einen strikten Zeitplan einhalten musste, sonst hätte sich alles wahrscheinlich noch viel mehr in die Länge gezogen.
Wie machst Du auf Dein Unternehmen aufmerksam? Was ist Deine beste Vermarktungsidee?
Ich lade meinen Kundenstamm vorwiegend direkt per Mail ein. Viele davon leiten die Infos weiter. Das Netzwerk wächst schnell durch Mund-zu-Mund-Propaganda.
Oft bringen auch Freunde neue Freunde, die kunstinteressiert sind, mit zu den Ausstellungen. Das Interesse an Kunst ist eben sehr groß. Dazu mache ich auch Werbung auf Instagram, LinkedIn und habe auch einzeln Flyer verteilt. Kürzlich habe ich beschlossen, auch in einem lokalen Stadtmagazin eine Anzeige zu schalten.
Wie hast Du die Finanzierung Deiner Gründung umgesetzt?
Ich habe für die ersten 6 Monate einen Gründungszuschuss von der Agentur für Arbeit bekommen. Danach habe ich zum Teil mit Eigenmitteln und zum anderen Teil mit einem Investor finanziert.
Welchen Traum möchtest Du noch verwirklichen?
Mein Traum ist es, eines Tages eine gut laufende, d.h. umsatzstarke und renommierte Galerie zu haben, bei der die Leute schon von selbst vorbeischauen, weil sie wissen, dass sie hier immer gute Kunst finden.
Mir ist auch wichtig, dass meine Galerie ein Begegnungsort der Kunst und Kultur ist, wo sich Kunstbegeisterte und Kunstschaffende austauschen können. Und natürlich möchte ich meine Künstlerinnen und Künstler bekannt machen und ihnen zu Renommee verhelfen!
Da ich nebenher auch singe (UFA Schlager und Chansons der 30er und 40er Jahre) wäre ein großer Traum ganz anderer Art von mir, ein Konzert mit einer Bigband machen zu können.
Bitte ergänze folgenden Satz: Wenn ich mehr Zeit hätte würde ich...
... neben meiner Galerie noch weiterhin zusammen mit meinem Pianisten Konzerte machen. Aber man kann nicht beides gleichzeitig machen.
Was ist Dein besonderer Tipp: Was würdest Du Gründerinnen und Gründern empfehlen?Ich würde Gründerinnen empfehlen, sich von BerufsWege für Frauen e.V. beraten zu lassen. Dort bekommt man Hilfe zu den Themen berufliche Selbstfindung, Businessplan, Steuern, Finanzierung, Social Media etcetera.
Was mir auch sehr geholfen hat ist das Angebot von BIEG (Beratungs- und Informationszentrum Elektronischer Geschäftsverkehr GbR) und der IHK.
Wenn du dir das Thema Buchhaltung erleichtern willst, arbeite von Anfang an mit "lexoffice". Sei gleich ordentlich und lasse Chaos in der Buchhaltung und bei Rechnungen und Belegen gar nicht erst aufkommen.
Trenne dein privates und dein berufliches Konto. Und nutze die Zeit, bevor es richtig "los" geht mit Ordnen und Strukturieren von Arbeitsabläufen.