Ipso Healthcare
April 2022
Unternehmen:
Ipso Healthcare GmbH
Gründer:
Inge Missmahl, Ralph Grobecker, Isabelle Azoulay
Gründungsdatum:
Eintragung im Handelsregister am 17. Juni 2020
Branche:
Gesundheit
Was treibt Sie an? Was ist Ihr Leitspruch?
Mich treibt die Leidenschaft für unsere Geschäftsidee an. Als Leitspruch passt hierbei "Erfolg besteht zu einem Prozent aus Inspiration, und zu 99 Prozent aus Transpiration." (Thomas Alva Edison). Denn es dauert bei einem Start-up meistens länger als geplant und ist komplexer als gedacht.
Interview mit den Gründern
Worum geht es bei Ihrer Gründung und was ist das Besondere daran?
Unser Angebot MY SEVEN STEPS ist eine psychologische Kurzzeit-Methode bei psychischen Belastungen und Beschwerden. Wir bieten es Unternehmen, Organisationen und Selbstzahlern an, sowohl als digitale App als auch als persönliches Online-Gespräch, und zwar in 12 Sprachen. Mit den Gewinnen aus MY SEVEN STEPS möchten wir diese humanitäre Arbeit der Ipso finanziell unterstützen und unabhängiger von öffentlichen Projektgeldern oder Spenden machen. Seit mehr als 15 Jahren ist Ipso im humanitären Kontext tätig, u.a. in Afghanistan, im Irak sowie in der Ukraine, aber auch in Deutschland bei der Betreuung von Geflüchteten. Pro Jahr finden international und in Deutschland mehr als 50.000 therapeutische Sitzungen statt.
Was sind Ihre ersten Erfolge?
Wir konnten mittlerweile bereits diverse Unternehmen und Organisationen als Kunden gewinnen, die ihren Mitarbeiter:innen MY SEVEN STEPS anbieten, unter anderem die Malteser, sowie die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung. Darüber hinaus sind diverse mittelständische Unternehmen unsere Kunden, wie medatixx, die imc AG oder auch DINA GmbH. Unser größtes Projekt ist derzeit die Unterstützung der Flutopfer in Rheinland-Pfalz, in Kooperation mit den Maltesern und finanziell unterstützt von "Aktion Deutschland Hilft".
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Nach meinem Physikstudium war ich zunächst sieben Jahre bei einer internationalen Unternehmensberatung, habe dann sechs Jahre das Start-up otop AG mit aufgebaut und war anschließend 14 Jahre bei Merck und STADA in unterschiedlichen Führungspositionen tätig.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Die Entscheidung, noch einmal ein Start-up mit aufzubauen, kam durch den sehr inspirierenden Kontakt zur Gründerin von Ipso, Inge Missmahl. Ich dachte mir, wenn ich das nicht mache, dann werde ich mich später ärgern, es nicht getan zu haben. Denn die Ziele von Ipso sind zutiefst humanitär und gleichzeitig – wie man allerorten liest – besteht ein großer Bedarf an schnell wirksamer Unterstützung von Menschen, die psychisch belastet sind. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich in dieses Start-up sehr viele frühere Erfahrungen mit einfließen lassen kann. Letztlich war auch der Zeitpunkt günstig: Unsere Kinder sind aus dem Haus, sodass eventuelle finanzielle Durststrecken eines Start-ups sehr viel besser abgefedert werden können als 10 oder 15 Jahre früher. Denn eines habe ich in knapp 30 Jahren Berufserfahrung gelernt: Es kommt nie so, wie es der Businessplan sagt ...
Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?
Die größte Unterstützung kam sicherlich durch die Mitgründerin Inge Missmahl und die humanitäre Ipso-Organisation. Deren Spirit und Erfahrung sind einfach großartig, und wir konnten auch viele Fixkosten vermeiden, indem wir die Synergien zwischen beiden Organisationen genutzt haben. Gleichzeitig konnten wir die Malteser Werke als Gesellschafter gewinnen. Dadurch wurden wir nicht nur finanziell gestärkt, sondern es wurden auch einige wichtige Projekte durch sie ermöglicht.
Wie haben Sie die ersten Tage als Gründer erlebt?
Es war das "back to the roots"-Gefühl. Ich wechselte zur Ipso Healthcare von der STADA, wo ich als Geschäftsführer einer deutschen Gesellschaft ein Team von 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatte. Plötzlich war ich wieder Einzelkämpfer und musste alles selbst machen. Für mich grundsätzlich überhaupt kein Problem, weil ich immer schon gerne "hands-on" war. Aber trotzdem ist es erst einmal wieder eine Umstellung.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Die größte Herausforderung war, dass unser erster IT-Entwickler plötzlich kurz vor Fertigstellung unserer digitalen Anwendung einen höheren Betrag verlangte. Alle Vermittlungsversuche führten ins Leere. Wir haben daraufhin die Zusammenarbeit abgebrochen und sind mit einem anderen Dienstleister erneut gestartet. Das hat uns leider nicht nur viel Geld gekostet, sondern auch viel Zeit. Am Ende war es schmerzhaft, aber die richtige Entscheidung. Wir stehen jetzt sehr viel besser da.
Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam? Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?
Ich denke, gerade bei Social Media haben wir noch viel Luft nach oben. Wir kontaktieren derzeit viele potenzielle Kunden direkt, wenn möglich über die Geschäftsführung. Selbst wenn diese sich nicht mit der Materie befasst, weiß sie am besten, welche Abteilung oder welche Person die relevante ist. Und wenn die Geschäftsführung eine Anfrage weiterleitet mit der Bitte um Prüfung, ist die Tür zumindest schon ein wenig geöffnet.
Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?
Es gab über Kontakte der humanitären Ipso-Organisation einige privaten Zuwendungen, die für den Start wichtig waren. Zudem war die Beteiligung der Malteser Werke für die Finanzierung sehr wichtig und wertvoll.
Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?
Ich wäre sehr glücklich, wenn wir mit der Ipso Healthcare am Ende wirklich unsere beiden Ziele erreichen: 1) Viele Menschen, die psychisch belastet sind, mit MY SEVEN STEPS schnell und wirksam zu unterstützen und 2) Die humanitäre Arbeit der Ipso finanziell zu stärken.
Bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Wenn ich mehr Zeit hätte würde ich ...
Interessanterweise habe ich diesen Gedanken nicht. Wenn ich etwas machen möchte, dann finde ich auch die Zeit.
Was ist Ihr besonderer Tipp: Was würden Sie Gründerinnen und Gründern empfehlen?
Ohne große Leidenschaft für die Geschäftsidee sowie ein gesundes Maß an Frustrationstoleranz sollte man kein Unternehmen gründen. Denn beides braucht man, wenn es mal nicht so läuft, wie man es erwartet. Und das kommt sehr viel häufiger vor, als man anfänglich denkt.