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Frauenstein

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Die Entstehung von Frauenstein ist aufs Engste verknüpft mit der gleichnamigen Burg, die deren Besitzer, die Ritter von Frauenstein, um 1300 an den Mainzer Erzbischof verkauften. Frauenstein dürfte sich als Siedlung der zur Burgbesatzung gehörigen Mannschaft entwickelt haben. 1319 werden die Einwohner als »Leute im Tal« bezeichnet. Verwaltungstechnisch gehörte der Ort bis ins 14. Jahrhundert in die Schiersteiner Mark oder, wie es 1360 heißt, »ins Gericht Schierstein«. Mit dem Ende der politischen Zugehörigkeit Frauensteins zu Nassau hörte auch diese Verbindung zu Schierstein auf. Vermutlich ist das Frauensteiner Gerichtsbuch von 1413 ein erster Beleg für die Existenz eines eigenen Ortsgerichts, das aus dem Schultheiß und vier bzw. sieben Schöffen bestand. 1458 wird mit Martin Frey erstmals ein Schultheiß namentlich erwähnt, der vom Amtmann des Mainzer Erzbischofs eingesetzt wurde. Der Ort war befestigt; über die Schlüssel zu den beiden Toren, der obersten und der untersten Pforte, verfügte der Schultheiß. Das Gericht, dem er vorstand, war ausschließlich für Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit zuständig und tagte unter der Frauensteiner Linde, wie erstmals 1413 überliefert ist. Für kleinere Vergehen war der im Ort wohnende Amtmann zuständig; über Verbrechen urteilte das Gericht zu Eltville, das zugleich als Oberhof fungierte. Zu 1549 wird erstmals ein eigenes Gerichtssiegel erwähnt, das den heiligen Georg zu Pferde darstellte, einen der beiden Patrone der Frauensteiner Kirche. 1770 wurde wie überall im Rheingau das Ortsgericht aufgehoben und alle Rechtsfälle an die Amtsvogtei in Erbach verwiesen.

Frauenstein hatte unter dem Dreißigjährigen Krieg wohl weniger zu leiden als andere Gemeinden; die Einwohnerzahl dürfte nicht so dezimiert worden sein wie anderswo. Darauf deutet jedenfalls der Befund, dass 1652 34 Bürger ohne Beisassen im Ort wohnten. 1662 wurden 40 Haushaltsvorstände gezählt. Aus einer Steuertabelle vom selben Jahr geht hervor, dass die Einwohner Milchwirtschaft betrieben, ein Teil von ihnen hielt Pferde, ein anderer Ochsen. 1780 belief sich die Einwohnerzahl auf ca. 520. Frauenstein besaß schon seit dem 14. Jahrhundert ein Gotteshaus, und zwar eine dem heiligen Georg und der heiligen Katharina geweihte Kapelle, die, wie zu 1352 urkundlich bezeugt ist, über einen eigenen Geistlichen verfügte. Patron und Zehntherr von Frauenstein wie von Schierstein war das Kloster Bleidenstadt. Die Kapelle wurde 1505–40 zu einem Saalbau mit Dachreiter ausgebaut, wobei ein Portal mit der Jahreszahl 1409 wieder verwendet wurde. Nach der Reformation blieb Frauenstein katholisch und löste sich von der reformierten Schiersteiner Pfarrei. Die Kapelle wurde 1544 zur Pfarrei erhoben und erhielt Tauf-, Trau- und Beerdigungsrecht. Aus dieser Zeit stammt auch der älteste Friedhof am damaligen Untertor (heute Spielplatz), zu dem auch eine 1564 gestiftete Michaelskapelle gehörte. 1836 wurde der alte Totenhof aufgelassen. Die Kapläne sind seit 1482 namentlich erwähnt; der erste, Jost Koge von Rauenthal, erbaute zu dieser Zeit ein Pfarrhaus in dem Ort, das bis etwa 1700 benutzt und 1711 durch einen Neubau ersetzt wurde. Lehrer sind in Frauenstein seit 1650 nachweisbar. Von einer Schule hören wir erstmals 1805: Damals lagen die Unterrichtsräume über einem Stall und waren halb verfallen. Der Lehrer Johann Rübenach, der 1819–29 amtierte, war gleichzeitig Küster und Glöckner und unterrichtete 127 Kinder. Die Gesamtzahl der Einwohner belief sich 1834 auf 794. 1820 wurde der Grundstein zu einem Schulneubau an der Kirche gelegt; drei Jahre später stellte man eine zweite Lehrkraft ein. 1877 bestand eine Schule mit drei Klassen, deren Neubau 1883 in Angriff genommen wurde. 1901 wurde diese mittlerweile dritte Schule wesentlich erweitert.

Ein hohes Alter hat der Frauensteiner Weinbau. Die Lage »Im Marschall« wird schon im 13. Jahrhundert erwähnt. Die Weinberge waren zum großen Teil in der Hand des Mainzer Erzbistums und wurden in Erbpacht von den Einwohnern bewirtschaftet. Zu 1699 sind mehrere heute noch bestehende Weinlagen wie »Im Herrenberg«, »Uff dem Sand«, »In der Sandkaut« überliefert. Auch die fünf nassauischen Hofgüter, insbesondere der Nürnberger Hof, verfügten jeweils über umfangreichen Weinbergbesitz. Seit 1803 war Frauenstein nassauisch und gehörte fortan zum Amt Wiesbaden, das 1867 im neu gegründeten Landkreis Wiesbaden aufging. 1848 wurde der Schultheiß als Ortsvorsteher durch den Bürgermeister ersetzt. Seit dieser Zeit entwickelte sich ein reges Vereinsleben. 1872 wurde der erste Männergesangverein, 1884 der Turnverein gegründet. 1898 schlossen sich die Winzer zu einem Verein zusammen. 1904 folgte die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. Frauenstein wurde 1926 an die Wasser- und an die Gasversorgung angeschlossen. 1928 erfolgte die Eingemeindung nach Wiesbaden – nicht ohne Widerspruch der Bevölkerung. Außer der Burg und der Kirche sind zwei Bauwerke in Frauenstein von besonderem Interesse: der ehemalige Schönbornsche Hof von 1571 und der ehemalige Falkersche Hof von 1573. Beide Fachwerkhäuser gehören zu den alten adeligen Hofgütern oder »Rittershäusern« am Ort, von denen eine Quelle berichtet, mit ihrem Bau sei 1230 begonnen worden.

Literatur

Strauß, Harald: Heimatbuch Wiesbaden-Frauenstein, Wiesbaden-Frauenstein 1998.

Ehemaliger Schönbornscher Hof, ca. 1975 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F000-16512, Urheber: Joachim B. Weber
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