Werkkunstschule Wiesbaden
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Die Werkkunstschule Wiesbaden ist aus einer Fortbildungsschule des Gewerbes hervorgegangen, die 1817, zu Beginn des Biedermeier, gegründet wurde, als Handwerk und Manufakturen hochwertige Gebrauchsgüter herstellten.
Bereits seit Ende der 1820er-Jahre existierten für verschiedene Geschäftszweige private Zeichenschulen, und 1845 wurde die Wiesbadener Gewerbeschule eröffnet. Der Gewerbeverein für Nassau setzte 1847 in einer »Modellirschule für constructives und ornamentales Zeichnen« mit dem Freihandzeichnen einen besonderen Akzent. Die Gewerbeschule, die 1881 im Neubau in der Wellritzstraße ihre Arbeit aufnehmen konnte, ließ den Interessenten die Wahl zwischen drei Abteilungen. Eine dieser Sparten bot kunstgewerbliches Zeichnen für Dekorationsmaler, Bildhauer, Fotografen, Lithografen und Graveure an und war wegweisend für die Konzeption der späteren Werkkunstschule.
Einen wesentlichen Impuls erhielt die Gewerbeschule durch den 1907 etablierten Deutschen Werkbund. Die bahnbrechende Idee basierte auf dem sozial-ethischen Wert einer qualitätvollen Gestaltung: »Veredelung der gewerblichen Arbeit« lautete die Maxime, um durch Material- und Werkgerechtigkeit ein hohes Formniveau zu garantieren.
1918 kam die Schule in städtische Regie, 1919 erfolgte in einer gewissen Nähe zum Bauhaus ihre Neubenennung in »Handwerker- und Kunstgewerbeschule«. 1928 umfasste die Schule fünf Fachabteilungen: Innenarchitektur, Dekorationsmalerei, Werbegrafik, Mode und künstlerische Frauenarbeiten. 1934 aufgelöst, fand ihre Wiedereröffnung 1947 statt. Unter dem Architekten Hans Soeder (1891–1962) erhielt das Institut den Namen »Werkkunstschule Wiesbaden« und zog 1949 in das heutige Kunsthaus.
Abermals sollten Ideen des Bauhauses wirksam werden. Der Maler Vincent Weber, der die Werkkunstschule von 1954–65 leitete, hatte am Bauhaus studiert und verstand es, ihr überregionale Reputation zu verschaffen. Ausstellungen von Bauhausmeistern und -freunden, Tagungen und Gemeinschaftsaktivitäten taten das Ihre, um die Bedeutung der Lehre von den künstlerischen Mitteln als methodischem Fundament zu akzentuieren. Es folgte, was die Lehre betraf, eine radikale Infragestellung insbesondere vor dem Hintergrund der 1968er-Bewegung, als die Studierenden Mitbestimmung einklagten. Man erwog sogar die Schließung der Werkkunstschule.
Aufgrund der Neuordnung der hessischen Hochschullandschaft kam es zur Überleitung der Werkkunstschule in die am 01.08.1971 gegründete Fachhochschule Wiesbaden und zur Konstituierung des Fachbereichs Gestaltung mit den vier Studienfächern Grafikdesign, Modedesign, Innenarchitektur und Plastische Formgebung.
Literatur
Hildebrand, Alexander: Formen und Gestalten. In: Wiesbaden international, 4/1974 [S. 21–27].
Klockner, Clemens: Die Gründerzeit ist schon Geschichte. Eine exemplarische Betrachtung der Vorgeschichte und der Anfangsjahre der Fachhochschule Wiesbaden. Veröffentlichungen aus Lehre, angewandter Forschung und Weiterbildung, Wiesbaden 2012.