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Unverzagt, Wilhelm Hermann

Unverzagt, Wilhelm Hermann

Klassischer Archäologe

geboren: 21.05.1892 in Wiesbaden

gestorben: 17.03.1971 in Berlin (Ost)


Artikel

Unverzagt studierte klassische Philologie, Archäologie und Geografie in Bonn, München und Berlin. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er eingezogen. Nach einer schweren Verwundung kehrte er nach Wiesbaden zurück und arbeitete kurze Zeit am Landesmuseum in der Abteilung Nassauischer Altertümer, dann bei der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt am Main.

Trotz seiner Kriegsbeschädigung wurde er wieder einberufen und zum Stab des Verwaltungschefs für Flandern nach Brüssel beordert, wo er die römischen und vormittelalterlichen Denkmäler zusammenstellte und eine Denkschrift verfasste. Ab Dezember 1918 begann er im Wiesbadener Museum mit der Aufstellung der Schausammlung. 1919 wurde er in die Deutsche Waffenstillstandskommission berufen. Im gleichen Jahr wurde er in Tübingen promoviert, am 01.04. erhielt er eine Stelle beim Staatlichen Museum für Völkerkunde in Berlin, dessen Direktor er am 01.10.1926 wurde (seit 1931 als Staatliches Museum für Vor- und Frühgeschichte selbstständig). Daneben widmete sich Unverzagt zahlreichen Forschungsgrabungen.

Seit 1931 war er in Brandenburg auch für die Bodendenkmalpflege zuständig, bis 1938 ein Landesamt für Bodendenkmalpflege gegründet wurde und Unverzagt diesen Bereich aus politischen Gründen wieder abgeben musste.

Bereits seit 1928 war er in der Lehre tätig, zunächst mit einem Lehrauftrag, ab 1932 als Honorarprofessor. Seine Tätigkeit wurde ab 1934 durch politisch sehr aktive nationalsozialistische Kollegen behindert. Das mag dazu geführt haben, dass er 1937 selbst in die NSDAP eintrat, was aber nicht zu ideologischen Aktivitäten in seiner Arbeit als Prähistoriker führte. Unverzagt gründete 1928 einen Mittel- und einen Ostdeutschen Verband für Altertumsforschung. 1937–45 war er mit der Erfassung, Katalogisierung und schließlich während des Krieges mit der Auslagerung der Museumsbestände betraut. Nach der Übergabe an die sowjetischen Truppen wurden die Funde in die Sowjetunion abtransportiert, Unverzagt am 18.07.1945 entlassen.

Im Februar 1946 erhielt er den Auftrag zum Aufbau eines Instituts zur Erforschung der materiellen Kultur der Altslawen, das 1953 zu einem Institut für Vor- und Frühgeschichte an der Deutschen Akademie der Wissenschaften entwickelt wurde. Die 1939 nicht bestätigte Wahl zum Ordentlichen Mitglied der Akademie wurde 1949 wiederholt. Es gelang ihm trotz der in der DDR geforderten Abgrenzung von der Bundesrepublik, die Verbindung zur Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt am Main nie abreißen zu lassen und bis 1970 wissenschaftliche Kongresse unter Beteiligung von Wissenschaftlern aus beiden deutschen Staaten zu organisieren.

Literatur

Ausgrabungen und Funde. Nachrichtenblatt für Ur- und Frühgeschichte Bd. 16, H. 3, Berlin 1971.

Prähistorische Zeitschrift Bd. 67, H. 1, 1992.