Spieß, Bernhard

Spieß studierte Theologie und Philosophie in Tübingen und Erlangen. Nach bestandenem Examen und Promotion besuchte er das theologische Seminar in Herborn.

Ab 1866 fungierte Spieß als Pfarrvikar in Kronberg. Drei Jahre später trat er eine Stelle als Religionslehrer am Gymnasium Philippinum in Weilburg an. 1876 wechselte Spieß an das Wiesbadener Gymnasium. Neben seiner Lehrfunktion verwaltete er seit 1884 die Gymnasialbibliothek und wurde im gleichen Jahr zum Oberlehrer ernannt. Höhepunkt seiner Karriere war die Verleihung der Professorenwürde 1893.

Spieß engagierte sich in vielen Vereinen und karitativen Einrichtungen. Als Mitglied des Gefängnisvereins wirkte er 1890–1904 als Prediger und Seelsorger am Landgerichtsgefängnis. Als Mitarbeiter war er an der Herausgabe der Zeitschrift für evangelischen Religionsunterricht und der »Monatsblätter« der Comeniusgesellschaft beteiligt und betrieb mit großem Eifer theologische und religionsgeschichtliche Studien, in denen er sich unter anderem mit Luthers Beziehungen zu Nassau beschäftigte. Sein Hauptwerk war die Übersetzung der Schriften Michael Servets, eines spanischen Arztes und Theologen des 16. Jahrhunderts.

1905 erlitt er einen schweren Schlaganfall und bat um vorzeitige Pensionierung. Er starb an den Folgen eines zweiten Schlaganfalls.

Schneider, Theo: Nachruf auf Dr. Bernhard Spieß. In: Nassovia 8/1932 [S. 65–67; 73–75].