Söhnlein, Johann Jacob
Söhnlein, Johann Jacob
Tabak- und Schaumweinfabrikant, Gründer der Sektkellerei Söhnlein
geboren: 12.09.1827 in Frankfurt am Main
gestorben: 24.02.1912 in Schierstein
Artikel
Söhnlein stammte aus einer Frankfurter Handwerkerfamilie mit Wurzeln in Rothenburg ob der Tauber. Mit zehn Jahren verwaist, trat er als 15-Jähriger eine Lehre in einer Frankfurter Weinhandlung an. Anschließend arbeitete er bei einem Offenbacher Tabakunternehmen und besaß seit 1848 eine eigene Tabakfabrik in Frankfurt mit Filialen an der Bergstraße und ab 1854/55 in Schierstein. Hier ersteigerte er das von Ziegesar’sche Anwesen, unweit des späteren Schiersteiner Hafens, als Wohn- und Unternehmenssitz. 1854 heiratete er Anna Maria Höser (1828–1911), die Tochter eines Wiesbadener Seifensieders.
Gemeinsam mit den Teilhabern der Tabakfabrik und seinen Wiesbadener Verwandten gründete Söhnlein 1864 dort die Rheingauer Schaumweinfabrik als AG (später Söhnlein-Rheingold Sektkellerei KG). Seit 1865 Vorstandsvorsitzender der Kellerei, ab 1867 Direktor, war Söhnlein nach 1899 Alleininhaber des Familienunternehmens. Söhnleins Sekt-Schöpfung »Rheingold« aus Johannisberger Rieslingweinen war das Erfolgsprodukt der Kellerei seit 1864. Söhnlein konnte seine Marke an wichtige Werbeträger seiner Zeit knüpfen. Hierzu gehörten das deutsche Kaiserhaus (Taufsekt der kaiserlichen Marine), die Person und Musik Richard Wagners sowie die Gastronomie überseeischer Schifffahrtslinien. Mit künstlerisch gestalteter Werbung setzte er Maßstäbe in der Sektwerbung, mit der Auslobung des Rheingaus als »Deutsche Champagne« und einem Pressekrieg mit Moët et Chandon tat er ein Übriges.
Söhnlein engagierte sich immer wieder in der Steuerpolitik um den deutschen Sekt, z. B. für bessere Schutzzölle (1873) einerseits und gegen die drohende »Luxus-Besteuerung« um 1900 andererseits. Als Unternehmer der ersten und zweiten Gründerzeit stand er um 1900 der nationalliberalen Partei nahe. Über seine zahlreichen Ehrenämter, hierunter seine Mitgliedschaft in der Wiesbadener Industrie- und Handelskammer (1886–91) und im Kreistag, setzte er sich auf lokaler Ebene für den Sekt ein.
Literatur
Claus, Paul [u.a.]: Persönlichkeiten der Weinkultur. Kurz-Biographien aus 16 Jahrhunderten, Hrsg.: Gesellschaft für die Geschichte des Weines, 2. erw. Aufl., Wiesbaden 2002 (Schriften zur Weingeschichte 140) [S. 173].
Geisthardt, Fritz: Wiesbaden und seine Kaufleute, Wiesbaden/Stuttgart 1980 (Schriftenreihe Industrie- und Handelskammer 1).
Weisser, Michael: Söhnlein Rheingold. Künstlerische Werbung für den Sekt 1879–1929, Frankfurt am Main 1980 [S. 20 ff.].