Schützenhof
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Das Hofgut Schützenhof mit dazugehörigem Badhaus und eigener Thermalquelle gelangte 1572 an die Schütz von Holzhausen, von denen sich der Name herleitet, und 1631 an die Grafen von Nassau, in deren Besitz das »Grafenbad« etwa 80 Jahre lang blieb.
Im 18. Jahrhundert hatte der Schützenhof mehrere Besitzer, bis ihn 1783 Reinhard Kässberger, der Wirt des Badhauses »Zum Einhorn«, erwarb. Er ließ bis 1795 eine Dreiflügelanlage errichten, deren Fassade vom Gemeindebadgässchen bis über die damals noch nicht existierende Schützenhofstraße hinaus reichte und fast 90 m lang war. Dahinter erstreckte sich das aus Weinhängen und Gärten bestehende Gelände hinauf bis zum Schulberg. Hauptattraktion war ein großer, etwa 300 Plätze umfassender Saal, den Kässberger seit 1801 regelmäßig an durchziehende Schauspieltruppen vermietete. 1847 kaufte die herzogliche Domänenverwaltung den Gebäudekomplex an, zunächst mit dem Plan, an dieser Stelle ein neues Hospital zu erbauen. Dieses Projekt ließ sich jedoch nicht verwirklichen. Einige Jahre lang diente der Schützenhof nun als Hof- und Appellationsgericht sowie als Ausweichquartier für das Gymnasium.
1864 kam es zu einem erneuten Verkauf an mehrere Finanziers, die den alten Schützenhof niederlegen ließen. An Stelle des alten Gartens entstand die untere Schützenhofstraße mit einem Treppenaufgang zum Schulberg, links davon das neue »Grandhotel Schützenhof« und gegenüber ein Postgebäude. Entlang der Langgasse wurden Grundstücke für acht Häuser mit Verkaufsläden abgeteilt. Oberhalb einer Gartenterrasse, die von Arkaden und Pergola eingefasst, mit Blumenrabatten, Springbrunnen und Kandelabern versehen war, wurden bis hinauf zum Schulberg Bauplätze für Landhäuser angelegt. Das im Mai 1869 eingeweihte Grandhotel mit der Schützenhofquelle kam aus den roten Zahlen nicht heraus. 1879 kaufte schließlich die Stadt das Etablissement.
Nach dem Niedergang der Kur in Folge des Ersten Weltkriegs und der sich anschließenden Besatzungszeit diente der Schützenhof zeitweise als Altenheim. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, befanden sich nach 1945 hier eine Zweigstelle der städtischen Bücherei sowie auch das städtische Archiv.
In den 1950er-Jahren war der Schützenhof Sitz einer Rheumaklinik, bevor der Bau 1969 schließlich der Spitzhacke zum Opfer fiel.
Literatur
Zeitungsausschnittsammlung Stadtarchiv Wiesbaden, "Schützenhof".
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Renkhoff, Otto
Wiesbaden im Mittelalter. Geschichte der Stadt Wiesbaden 2, Wiesbaden 1980.
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Struck, Wolf-Heino
Wiesbaden im Biedermeier (1818-1866). Geschichte der Stadt Wiesbaden 5, Wiesbaden 1981.