Schuckert, Johann Sigmund

Schuckert gilt als Pionier der deutschen Elektroindustrie. Er stammte aus einer Nürnberger Handwerkerfamilie. Nach einer Feinmechanikerlehre ging er auf Wanderschaft und kam über München, Stuttgart und Hannover nach Berlin, wo er zwei Monate bei der Firma Siemens & Halske arbeitete. 1866 wurde er in Nürnberg Werkführer im mechanisch-optischen Geschäft von Albert Krage; 1869 hielt er sich längere Zeit in den USA auf, wo er unter anderem in der Telegraphenfabrik von Thomas Alva Edison in Newark arbeitete.

1873 gründete er in seiner Heimatstadt die elektromechanische Werkstätte Schuckert & Co. Zwei Jahre später begann er mit der Auslieferung von Dynamomaschinen. Bald stellte er vielfältige elektronische Produkte bis zu kompletten Elektrizitätswerken her. Der Betrieb wuchs rasch und musste in größere Räumlichkeiten umziehen. Verschiedene Erzeugnisse Schuckerts wurden auf Industrieausstellungen mit Ehrenpreisen und Medaillen ausgezeichnet. Die Schuckert-Werke waren auch auf der Weltausstellung in Chicago 1893 vertreten. 20 Jahre nach Gründung der kleinen Werkstatt in Nürnberg hatte Schuckert ein Werk mit mehr als 8.000 Mitarbeitern aufgebaut. 1893 erfolgte die Umwandlung der Firma in die Elektrizitäts-AG, die 1903 mit der Starkstromabteilung der Siemens & Halske AG in Berlin zu den Siemens-Schuckert-Werken vereinigt wurde; diese gingen 1966 in der Siemens AG auf.

Schuckert führte Sozialmaßnahmen für Angestellte und Mitarbeiter ein, die weit über das gesetzliche Maß hinausgingen und auch die Familienmitglieder mit einschlossen, darunter eine Fabrikkrankenkasse (1883). Einige Jahre später führte er den Zehnstundenarbeitstag (1889) ein und richtete 1890 Pensionskassen für Arbeiter und Angestellte ein.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Wiesbaden.

Deutsche biographische Enzyklopädie (DBE), Bd. 9 [S. 168].

Kölbel, Richard: Schuckert, Johann Sigmund. In: Neue Deutsche Biographie. Hrsg.: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, Bd. 23 [S. 627 f.].