Schellenberg, August Emil (auch Karl August Emil)
Schellenberg, August Emil (auch Karl August Emil)
Buchhändler, Drucker, Zeitungsverleger
geboren: 18.04.1814 in Wiesbaden
gestorben: 08.03.1869 in Wiesbaden
Artikel
Nach dem Tod seines älteren Bruders Ludwig übernahm Schellenberg 1842 das von seinem Vater Ernst Ludwig Theodor Schellenberg gegründete Unternehmen. Während er den Verlag nicht weiter betrieb und die Buchhandlung auf dem vorgefundenen Niveau fortführte, expandierte er mit der Druckerei. Er errichtete in der Langgasse (heute Nr. 21) ein vierstöckiges Betriebsgebäude und schaffte mit Hilfe des von seiner Frau Marie (geb. Guyer) in die Ehe eingebrachten Vermögens modernste Druckmaschinen an.
1844 brachte er das Wiesbadener Wochenblatt an sich, aus dem er 1852 das Wiesbadener Tagblatt (WT) entstehen ließ. Im Revolutionsjahr 1848 hatte er sich von seinen liberalen Gesinnungsgenossen zur Herausgabe der »Nassauischen Allgemeinen Zeitung« (NAZ) bewegen lassen, als deren Chefredakteur Wilhelm Heinrich von Riehl gewonnen werden konnte. Auch war er Gründungs- und Vorstandsmitglied des »Vereins für Freiheit, Gesetz und Ordnung«, der Partei, die die Regierung des Ministerpräsidenten Jacob Ludwig Philipp August Franz Hergenhahn stützte.
Als die NAZ trotz Zuwendungen von der Regierung 1854 eingegangen war, gründete er 1859 zusammen mit Karl Braun und Friedrich Lang die »Rhein-Lahn-Zeitung«, die aber schon 1861 verboten wurde. Im Gegensatz zu seinen politischen Zeitungen gedieh das Wiesbadener Tagblatt, das damals ein reines Anzeigenblatt war, prächtig. Da die Druckerei, für die er 1864 Nassaus erste mit Dampf betriebene Druckmaschine anschaffte, und das Wiesbadener Tagblatt ihn voll beanspruchten und der Konkurrenzdruck zugenommen hatte, gab er die Buchhandlung 1866 an Jacob Greiß ab.
1868 ließ er die Autobiografie seines Großvaters, des Bierstadter Pfarrers Jacob Ludwig Schellenberg, in kleiner Auflage drucken. Zu überregionaler Bedeutung gelangte er, als er 1859 zusammen mit Karl Braun zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Nationalvereins gehörte.
Schellenberg ist auf dem Alten Friedhof beerdigt. Sein Grabstein fiel dem Vandalismus zum Opfer.
Literatur
Müller-Schellenberg, Guntram: Wiesbadens Pressegeschichte, Bd. 1: Von Napoleon zu Bismarck. Die Presse im Spannungsfeld von Kultur, Wirtschaft und sozialen Verhältnissen. Taunusstein 2011.
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Schellenberg, Gustav et al.
Geschichte der Familie Schellenberg und Schellenberger. (Teillieferungen) Wiesbaden 1922–1931. [S. 218–226].