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Rüth, Georg

Rüth, Georg
Ingenieur, Universitätsprofessor
geboren: 15. November 1880 in Zwingenberg
gestorben: 14. Februar 1945 in Dresden


Artikel

Georg Rüth besuchte in Heppenheim und Darmstadt die Realschule und die Oberrealschule und bestand im Jahr 1900 seine Abiturprüfung. Zwischen 1900 und 1904 studierte er Ingenieurwesen an der Technischen Universität (TU) Darmstadt.

Nach seinem Studium war er zwischen 1904 und 1907 als Assistent am Lehrstuhl für Statik, Baukonstruktionen und Brückenbau tätig. Anschließend arbeitete Rüth bis 1919 beim Bauunternehmen Dyckerhoff & Widmann in Wiesbaden-Biebrich. Neben dieser Tätigkeit nahm er einen Lehrauftrag an der TU Darmstadt wahr. Im Jahr 1919 habilitierte sich Rüth in Darmstadt und wurde zum Privatdozenten ernannt. Im Jahr 1921 wurde ihm der Professorentitel verliehen.

1920 gründete Rüth in Darmstadt ein Ingenieurbüro. 1925 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Im Jahr 1929 verlieh ihm die TU Darmstadt die Ehrendoktorwürde. Zwei Jahre später wurde Rüth zum ordentlichen Professor für Baukonstruktionslehre und Industriebauten an der TU Dresden ernannt. In Dresden wurde er auch Leiter der Sammlung für Baukonstruktionslehre mit zugehöriger Modellwerkstatt.

Georg Rüth war Experte für die Sicherung und Sanierung von historischen Bauten, insbesondere von Kirchen. Seine Expertise brachte er in Projekte etwa am Mainzer Dom und an der Frauenkirche in Dresden ein. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit in der Vorkriegszeit und während des Zweiten Weltkrieges war der Luftschutzbau. Dabei wertete er Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg aus und versuchte, die Ergebnisse auf die Wirkung aktueller Waffen zu übertragen.

Die Beschäftigung mit dem Luftschutz war im »Dritten Reich« nicht nur eine rein technische, sondern wurde auch ideologisch durchsetzt. An der TU Dresden hatte Ruths Kollege Emil Hogg bereits 1932 ein Luftschutzseminar ins Leben gerufen, welches ab 1937 von Georg Rüth geleitet wurde. Im Rahmen des Seminars wurden Vorträge über den Luftkrieg und die Entwicklung der Luftwaffe gehalten. Es gab zudem Inhalte, die sich mit »Rassenhygiene« beschäftigten.

Georg Rüth war auf dem Gebiet des Luftschutzes kein reiner Theoretiker, sondern er brachte seine Expertise auch bei der Errichtung von Gebäuden ein. Zusammen mit Hogg baute Rüth im Auftrag des Oberkommandos der Kriegsmarine 1939 das Goehlewerk in Dresden, das bis 1945 als Rüstungsfabrik genutzt wurde. Rüth war für den Entwurf der Luftschutztreppenhäuser des Werks zuständig.

Rüth war im Auftrag des Regierungspräsidenten Dresden-Bautzen auch am Bau des Gauhauses Sachsen in Dresden beteiligt, er war für die Prüfung der Statik des Gebäudes zuständig.
Rüths Arbeitsschwerpunkt im Luftschutz schlug sich auch in Mitgliedschaften und Ämtern in der NS-Zeit nieder. Der Architekt war Mitglied im Reichsbauausschuss für Luftschutz und der Deutschen Gesellschaft für Bauwesen, zudem koordinierte er als Obmann die Erarbeitung von einheitlichen technischen Baubestimmungen für den Luftschutz. Rüth war außerdem Mitglied in der Reichsfachschaft der Hochschullehrer und im NS-Lehrerbund. Rüth unterzeichnete 1933 auch das »Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler«.

Seine Arbeitsergebnisse dokumentierte Rüth sorgfältig in einem eigenen Archiv. Nachdem Dresden im Februar 1945 durch Bombenangriffe fast vollständig zerstört wurde, versuchte Rüth, Unterlagen zu retten. Er erlitt dabei eine Rauchgasvergiftung, an deren Folgen er starb.

Im Wiesbadner Stadtteil Südost wurde auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 11. Oktober 1956 eine Straße nach Georg Rüth benannt.

Literatur