Poser und Groß Naedlitz, Michael von

Nach dem Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Germanistik, Anglistik und Latein und der Promotion lehrte Poser und Groß Naedlitz als Dozent an Universitäten in London und Edinburgh, auf dem deutschen Campus der Stanford University bei Stuttgart und an der Universität Mainz deutsche Literatur und Deutsch als Fremdsprache.

Nach Wiesbaden zurückgekehrt, betätigte er sich auch als freier Schriftsteller, verfasste Romane, Erzählungen und Essays und übersetzte aus dem Englischen, Lateinischen, Italienischen und Chinesischen. 1979–89 gab er die »Wiesbadener Literaturzeitung – ein deutsches Papierfenster« heraus. In seinem 1981 erschienenen Buch »Die Verschönerung von Wiesbaden« und weiteren Publikationen kritisierte er die städtebaulichen Sünden seiner Heimatstadt und den »Wahn vom endlosen Fortschritt«.

Nur konsequent war sein Engagement in der Stadtpolitik: In den frühen 1970er-Jahren gehörte Poser und Groß Naedlitz neben Achim Exner und Jörg Jordan zu den Mitbegründern der Bürgerinitiative City-Ost, die die Pläne des Architekten Ernst May, ganze Stadtviertel mit historisch gewachsener Bausubstanz abreißen zu lassen, zu Fall brachte. Die Verleihung des Kulturpreises 1986 hinderte ihn nicht daran, ein weiteres Bauvorhaben zu vereiteln: 1994 brachte Poser und Groß Naedlitz mit mehreren Mitstreitern den sogenannten Schweger-Bau, einen Entwurf des Hamburger Architekten Prof. Peter Schweger für die Bebauung auf dem Dern’schen Gelände, dem bereits eine Mehrheit im Stadtparlament zugestimmt hatte, per Referendum zum Scheitern. Einige Jahre später wurde er Vorsitzender eines von ihm initiierten Bürgerbeirates. Nach unbefriedigenden Erfahrungen mit dessen Arbeit entschied er sich 2006, aktiv in die Politik zu gehen, und stellte sich als Kopf der »Bürgerliste« zur Wahl, die seitdem in der Stadtverordnetenversammlung vertreten ist.

Zeitungsausschnittsammlung Stadtarchiv Wiesbaden, "Poser und Groß Naedlitz, Michael von".