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Pallat, Friedrich August Ludwig (eig. Pallalat)

Pallat, Friedrich August Ludwig (eig. Pallalat)

Reformpädagoge, Archäologe

geboren: 03.12.1867 in Wiesbaden

gestorben: 22.11.1946 in Göttingen


Artikel

Der Sohn des Pianisten und Musiklehrers Karl Pallalat, genannt Pallat, studierte in München klassische Philologie und Altertumswissenschaften, promovierte und legte 1892 das Staatsexamen für das Höhere Lehramt ab. 1892–95 durchreiste er als Stipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts Italien, Griechenland und die Türkei. 1895–98 war er Vorsteher am Museum Nassauischer Altertümer und Konservator für den Regierungsbezirk Wiesbaden. Gleichzeitig leitete er als ehrenamtlicher Streckenkommissar der Reichs-Limes-Kommission die Ausgrabung des Kastells Holzhausen.

Schon 1898 wurde er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in das Preußische Kultusministerium berufen, um den Zeichenunterricht, dann auch Werkunterricht und Kunsterziehung zu reformieren, 1899 wurde er Professor. Zeitweise war er Mitdirektor der Franckeschen Stiftungen in Halle. 1908 wurde er Geheimer Rat und 1911 als Geheimer Oberregierungsrat Kunstreferent.

Mit den Hamburger Kunstpädagogen Alfred Lichtwark und Carl Goetze initiierte er die weit beachteten Kunsterziehungstage von Dresden 1901, Weimar 1903 und Hamburg 1905. Neben seiner Arbeit für Kunstunterricht und Arbeitsunterricht, die 1922 zur Prüfungsordnung für das künstlerische Lehramt an Höheren Schulen führte, war er Mitbegründer des Berliner Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht, das er als dessen Leiter zu einer pädagogischen Auskunfts-, Arbeits- und Sammelstelle mit größter nationaler und internationaler Ausstrahlung entwickelte.

Bis 1938 behielt er nominell die Leitung des Instituts – tatsächlich aber nur bis 1933 –, ohne dessen ideologischen Verfall verhindern zu können. 1928–32 war Pallat Kurator der Universität Halle-Wittenberg. Er war Ehrenmitglied des Deutschen Gymnastikbundes und der Zeichenlehrervereine von Deutschland und England sowie kurzzeitig Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Volksforschung und Erwachsenenbildung.

1938 war er zum ordentlichen Mitglied des Archäologischen Instituts in Göttingen und zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften ernannt worden. Seine Publikationsliste zu Archäologie, Reformpädagogik, Kunsterziehung und Schulorganisation ist entsprechend eindrucksvoll.

Literatur

Böhme, Günther: Das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht und seine Leiter, Neuburgweier-Karlsruhe 1971.

Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 7 [S. 551].