Österreicher, Anton
Österreicher, Anton
Mechaniker, Kommunalpolitiker, Bürgermeister von Medenbach
geboren: 12. Mai 1912 in Zlabings (heute: Slavonice in der Tschechischen Republik)
gestorben: 2. Dezember 1992 in Wiesbaden
Artikel
Anton Österreicher lebte bis 1945 in seinem Geburtsort Zlabings und war von Beruf gelernter Mechaniker. Österreichers Heimatort liegt im Sudetenland, das sich in der Zwischenkriegszeit auf dem Gebiet der Tschechoslowakei befand. Österreicher wurde ab 1934 in die tschechoslowakische Armee zum Wehrdienst eingezogen. Im Zuge des Münchner Abkommens vom 29. September 1938 wurde das Sudetenland vom Deutschen Reich annektiert.
Am 27. Januar 1939 beantragte Anton Österreicher die Mitgliedschaft in der NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. November 1938 in die Partei aufgenommen. Österreicher leistete ab 1941 als Unteroffizier Kriegsdienst in einer Pioniereinheit. Bei Kriegsende geriet Österreicher in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung war er zunächst im österreichischen Gastern ansässig. 1946 zog er nach Baumerlenbach im heutigen Baden-Württemberg. In seinem Spruchkammerverfahren verschwieg Anton Österreicher zunächst seine NSDAP-Mitgliedschaft. Nachdem die Spruchkammer die Mitgliedschaft ermittelt hatte, forderte sie ihn zu einer Stellungnahme auf. Österreicher begründete sein Schweigen damit, dass er niemals ein Parteibuch oder eine Mitgliedskarte besessen habe. Er erläuterte weiter, dass er in der Zeit seines Parteieintritts aufgrund seiner Militärzeit in der tschechoslowakischen und deutschen Armee keine Verfügung über seine Person hatte. Die zuständige Spruchkammer Öhringen stellte das Verfahren gegen ihn daraufhin im Juni 1948 ein.
Später war Österreicher im heutigen Wiesbadener Stadtteil Medenbach ansässig. Beruflich war er bei der Bundespost tätig. In Medenbach engagierte sich Anton Österreicher in der Gemeindearbeit und Lokalpolitik. 1966 wurde er zum Vorsteher des Ortsgerichts gewählt. 1968 wurde er als SPD-Mitglied zum vierten Beigeordneten der Gemeindevertretung und 1969 zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt. Dieses Amt führte er bis zur Eingemeindung Medenbachs in die Landeshauptstadt Wiesbaden am 1. Januar 1977 aus. Anschließend arbeitete Österreicher für drei Monate die neue Leitung der Ortsverwaltung Medenbach ein.
Auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 31. Januar 1995 wurde eine Straße im Stadtteil Medenbach nach dem Kommunalpolitiker benannt.
Literatur
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Stolper, Dirk
Namen im öffentlichen Raum. Abschlussbericht der Historischen Fachkommission zur Überprüfung nach Personen benannter Verkehrsflächen, Gebäude und Einrichtungen der Landeshauptstadt Wiesbaden, in: Schriftenreihe des Stadtarchivs Wiesbaden, Band 17. Wiesbaden 2023.