Nied, Heinz
Nied, Heinz
Psychologischer Berater, Mediator, Galerist, Rezitator, Journalist
geboren: 24.07.1936 in Wiesbaden
gestorben: 06.08.2010 in Mainz
Artikel
Der Zwölfjährige hatte im zerbombten Darmstadt, wohin die Familie von Wiesbaden gezogen war, ein Schlüsselerlebnis, als er erstmals im Radio das Hörspiel »Draußen vor der Tür« von Wolfgang Borchert hörte. Trotzdem erlernte er dem Wunsch der Eltern entsprechend zunächst den Beruf des Industriekaufmanns. Seit 1961 nahm er Unterricht an der Schauspielschule Herta Genzmer, die ihm eine Tätigkeit als Rezitator empfahl. Im November 1962 las Nied erstmals aus Texten von Wolfang Borchert. Als Interpret der Texte dieses Autors sowie von Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Francois Villon, Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse und auch afrikanischer Lyrik fand er fortan große Beachtung.
Seit 1971 setzte er sich für die tschechische Künstlergruppe »Velvets« ein, um ihnen den Start in Wiesbaden zu ermöglichen. Im Jahr darauf gründete er die »Tusculum Galerie« in Wiesbaden, in der er und seine Frau Barbara in 60 Ausstellungen mehr als 100 Künstler vorstellten und die für viele ein Ort der Begegnung wurde. Er stiftete 1978 den »Tusculum-Preis für Bildende Künstler«, der bis 1987 zehnmal verliehen wurde und mit jeweils 1.000 DM dotiert war. Für sein vielfältiges Engagement zeichnete ihn die Stadt Wiesbaden mit der Bürgermedaille in Bronze und in Silber aus.
Ab der Wende trug Nied 1990 in Wiesbadens Partnerstadt Görlitz und anderen ostdeutschen Städten, so auch in der Leipziger Nicolaikirche und Dresdner Frauenkirche, Texte von Borchert und Tucholsky vor. Im gleichen Jahr begann sein Pilotprojekt »Lesungen in Schulen«. 2002 entstand das »Tusculum Zimmertheater für Rezitation« in Putbus auf Rügen. In der dortigen Orangerie wurde für zehn Jahre die private Kunstsammlung Barbara und Heinz Nied ausgestellt, die, seit den 1970er-Jahren entstanden, Aquarelle, Holzschnitte, Zeichnungen, Mappenwerke und Briefzeichnungen von Wolf Hildebrandt, einem ehemaligen Bauhausschüler, umfasst.
Nied war bekannt als unermüdlicher Förderer und Unterstützer von Künstlern aller Sparten, sei es Bildende Kunst, Literatur oder Theater.