Marschall von Bieberstein, Ernst Franz Ludwig Freiherr
Marschall von Bieberstein, Ernst Franz Ludwig Freiherr
Minister
geboren: 02.08.1770 in Wallerstein
gestorben: 22.01.1834 in Wiesbaden
Artikel
Auf der Hohen Karlsschule in Stuttgart widmete Biebestein sich neben der militärischen Ausbildung philosophischen, juristischen, historischen und naturwissenschaftlichen Studien. 1791 begann seine Tätigkeit in nassau-usingischen Diensten, zunächst als Leutnant beim Kreiskontingent, 1792 als Assessor an der Regierung und am Hofgericht, 1793 als Regierungsrat, 1795 als Geheimer Referendar, 1796 als Geheimer Regierungsrat, 1800 als Geheimrat sowie nach dem Regierungsantritt des Fürsten Friedrich August 1803 als Regierungspräsident bzw. Minister, wie sein Titel ab 1806 lautete.
Mit dem raschen Aufstieg ging zugleich ein Wandel der politischen Anschauungen einher. In der Studentenzeit schwärmte er für die Französische Revolution, deren gewaltsame Exzesse machten ihn jedoch zunehmend zu einem entschiedenen Gegner. Die durch die Säkularisierung und Mediatisierung sowie das bevorstehende Aussterben der usingischen Linie sich bietenden Möglichkeiten nutzte er zielstrebig zur Schaffung eines territorial abgerundeten und straff organisierten nassauischen Einheitsstaats. Hatte er sich in dem 1806 errichteten Herzogtum Nassau die Führungsrolle noch mit seinem Weilburger Ministerkollegen Christoph von Gagern teilen müssen, so amtierte er nach dessen Ausscheiden 1809 bis zu seinem Tod als allein verantwortlicher Dirigierender Staatsminister.
Nach der Thronbesteigung Herzog Wilhelms zu Nassau 1816 hielt er zunächst weiter an einem zentralistisch-bürokratischen Reformkurs fest, entwickelte sich dann aber unter dem Einfluss Metternichs und des Herzogs zu einem doktrinären Verfechter eines autokratischen Legitimismus.