Sprungmarken

Magdeburg, Wilhelmine

Magdeburg, Wilhelmine

Pädagogin, Leiterin eines Mädchenpensionats

geboren: 02.11.1807 in Hachenburg

gestorben: 09.03.1878 in Wiesbaden


Artikel

Magdeburg, die als eine der Vorkämpferinnen der Frauen- und Mädchenbildung in Nassau gilt, wuchs in Idstein auf. Sie erhielt bei dem Pädagogen Gottlieb Anton Gruner, der sie gemeinsam mit seinen Töchtern in seinem Haus unterrichtete, eine für ein Mädchen ihrer Zeit außergewöhnlich umfassende Bildung. Gruner unterstützte Magdeburg später bei der Gründung ihrer Privatschule. Schon früh hatte sie den Wunsch, selbst Lehrerin zu werden. 1830/31 ging sie nach Paris, um sich französische Sprachkenntnisse anzueignen, die zur Mädchenbildung in deutschen Adels- und Bürgerhäusern dazugehörten.

Nach ihrer Rückkehr trat sie 1831 in Wiesbaden mit der Ankündigung an die Öffentlichkeit, eine »Töchter-Erziehungsanstalt« gründen zu wollen. Neben Religion sollten die Mädchen u. a. in den Fächern Deutsch, Französisch, Englisch, Naturgeschichte, Geschichte, Rechnen, Malen, Musik und Handarbeiten unterrichtet werden.

Das 1832 gegründete Institut, zu dem auch ein Internat gehörte, stieß auf reges Interesse, so dass schon 1836 ein neues Gebäude in der Marktstraße/Mauergasse bezogen werden konnte. Im hauswirtschaftlichen Bereich wurde Magdeburg von ihrer Schwester Sophia unterstützt. Bald konnten sich die Mädchen auch selbst zu Lehrerinnen ausbilden lassen, was ihnen eine eigene berufliche Perspektive eröffnete.

1875 erschien das Buch »Erziehungsresultate« der Schriftstellerin Karoline Braun, einer Schwester von Karl Braun, in dem sie ihre Schulzeit in der Erziehungsanstalt literarisch verarbeitete. Trotz abweichender Namens- und Ortsbezeichnungen lässt es Rückschlüsse auf das Leben in dem Wiesbadener Pensionat zu. 1862/63 überließ Magdeburg die Leitung ihres Instituts zwei Absolventinnen der Erziehungsanstalt.

Literatur

Minor, Irmela (Hrsg.): Wilhelmine Magdeburg (1807–1878). Selbstzeugnisse und Beiträge von ihren Zeitgenossen, Wiesbaden 2001.

Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 488].