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Konrad-Zuse-Straße (Nordenstadt)

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Auf Beschluss des Magistrats der Landeshauptstadt Wiesbaden wurde am 4. Februar 2003 eine Verkehrsfläche in Nordenstadt nach dem Ingenieur und Unternehmer Konrad Zuse (1910-1995) benannt.

Konrad Zuse wurde am 22. Juni 1910 in Wilmersdorf (heute Berlin-Wilmersdorf) als Sohn eines Postbeamten geboren. Zuse legte 1928 sein Abitur am Reformgymnasium von Hoyerswerda in der Oberlausitz ab. Im gleichen Jahr nahm er ein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg auf, wechselte in der Folge in das Fach Architektur und schloss sein Studium 1935 mit einem Diplom in Bauingenieurwesen ab.

Nach Abschluss seines Studiums nahm Zuse eine Stelle als Statiker bei den Henschel Flugzeugwerken an, wo er mit umfangreichen Berechnungen für die Konstruktion von Tragwerken beauftragt wurde. Im Mai 1936 kündigte Zuse seine Anstellung und war in der Folge als freier Konstrukteur tätig. In dieser Zeit entwickelte er mit finanzieller Hilfe seiner Familie einen programmgesteuerten Rechenautomaten. 1938 stellte Zuse sein erstes Versuchsmodell 1, das später als Z1 bezeichnet wurde, fertig. Bei diesem Prototyp handelte es sich um den ersten frei programmierbaren und programmgesteuerten Computer der Welt. Er rechnete vollautomatisch im binären Zahlensystem. Der Rechner wurde mechanisch betrieben und war aus diesem Grund fehleranfällig. Zuse entwickelte daher einen zweiten Prototyp, Z2, basiert auf elektromechanischen Relais.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Zuse zum Militärdienst eingezogen. Durch die Hilfe von Freunden erhielt er im März 1940 erneut eine Anstellung als Statiker bei den Henschel Flugzeugwerken. Zuse wurde Chef des Bereichs Statik in der von Herbert A. Wagner geleiteten Entwicklungsabteilung und erhielt den Status »unabkömmlich«. Die Entwicklungsabteilung von Henschel arbeitete zu dieser Zeit an ferngesteuerten Flugbomben. Konrad Zuse entwarf im Rahmen dieser Projekte auf eigene Initiative zwei fest programmierte Rechenaggregate, die auf Grundlage von Messungen der aerodynamischen Oberflächen Korrekturwerte für die Leitwerke bestimmten. Bekannt wurden diese Rechner unter den Namen S1 und S2. Die Gleitbombe Henschel 293 wurde ab Sommer 1943 vor allem gegen Schiffe im Mittelmeer militärisch erfolgreich eingesetzt.

Daneben arbeitete Zuse an einem neuen Modell seiner Rechenmaschine. Zuvor hatte er den Rechner Z2 erfolgreich bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) vorführen können. Die DVL entschied sich daraufhin, Zuses neue Maschine mit 20.000 RM mitzufinanzieren. Sein Versuchsmodell baute er in seiner Wohnung zum heute als Z3 bekannten dritten Modell aus. Am 12. Mai 1941 stellte er die Maschine einem kleinen Kreis von Wissenschaftlern vor.

Der Z3 wurde nie praktisch genutzt, sondern verblieb zu Vorführungszwecken in Zuses Wohnung und wurde 1943 bei einem Luftangriff zerstört. Die DVL stellte Konrad Zuse im Dezember 1941 einen weiteren Kredit in Höhe von 50.000 RM zur Verfügung. Mit diesem Budget sollte eine voll einsatzbereite automatische Rechenmaschine gebaut werden. Im gleichen Jahr gründete Zuse eine eigene Firma mit dem Namen »Dipl.-Ing. K. Zuse Ingenieursbüro und Apparatebau«. Sein Unternehmen wurde im November 1944 als Wehrwirtschaftsbetrieb anerkannt. Insgesamt wurden Zuses Forschungen und Erfindungen mit 250.000 bis 300.000 Reichsmark bezuschusst.

Im Zuge des Entwicklungsaufwands und des immer schwierigeren Kriegsverlaufs erging im Juli 1943 ein Kriegsauftrag des Luftfahrtministeriums mit höchster Dringlichkeit an Zuse. Seine Maschine sollte den Henschel-Werken zur Verfügung gestellt werden, wobei ein Teil der Nutzung zur Weiterentwicklung des Gerätes auch bei Zuses Firma liegen sollte.

Das Reichsrüstungsministerium unter Minister Albert Speer übernahm im Zuge der Umstellung auf die »totale Kriegswirtschaft« 1944 die Weisungsbefugnis über die Flugzeugherstellung. Zuses Rechenautomatensystem unterstand in der Folge auch den Anweisungen des Rüstungsministeriums, das diverse Erweiterungen plante. Das Kriegsende verhinderte allerdings die Fertigstellung des als Z4 bezeichneten Projekts.

Eine Notiz in Zuses Nachlass belegt Überlegungen zur alternativen Nutzung seiner Rechenmaschinen im Bereich der Eugenik und Rassenlehre.

Auch wenn seine Maschinen in diesen Bereichen nicht eingesetzt wurden, zeigen seine Überlegungen doch, dass Zuse durchaus in den Forschungsprioritäten des »Dritten Reiches« dachte und in Betracht zog, nationalsozialistische Ideologie mit seinen technischen Innovationen zu unterstutzen. Ein Brief Zuses an seine Eltern aus dem November 1945 zeigt, dass er auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch vom nationalsozialistischen Gedankengut durchdrungen war.
In diesem Brief berichtet er, wie er seine Mitarbeiter aufgefordert habe, sich den amerikanischen Truppen, die er als Feinde bezeichnete, bis zum Letzten entgegenzustellen und nicht kapitulieren zu wollen. Würde man sich ergeben, werde man als Desserteure gelten. Über die französischen Soldaten sprach er rassistisch.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde gegen Zuse kein Spruchkammerverfahren eröffnet. Im Jahr 1949 verkaufte er seinen Z4-Rechner an das Institut für Angewandte Mathematik der ETH Zürich. Durch diesen Verkauf konnte er erneut als Unternehmer tätig werden und die Zuse KG gründen. Zwischen 1950 und 1964 entwickelte er zwar zahlreiche elektronische Rechner, allerdings stiegen hierbei die Produktionskosten so stark, dass sein Unternehmen hoch verschuldet war. 1964 übernahm die Firma Brown Boveri und Cie (BBC) hundert Prozent der Kapitalanteile. Drei Jahre später kaufte Siemens die Zuse KG auf.

Nachdem Zuse 1967 mit 57 Jahren aus der Zuse KG ausgeschieden war, widmete er sich verstärkt der Kunst und war als Maler aktiv. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Preise, darunter 1984 den Bayerischen Maximiliansorden und 1995 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband. Konrad Zuse starb am 18. Dezember 1995 in Hünfeld.

Die auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung 2020 berufene Historische Fachkommission zur Überprüfung nach Personen benannter Verkehrsflächen, Gebäude und Einrichtungen der Landeshauptstadt Wiesbaden empfahl die Kontextualisierung der Konrad-Zuse-Straße, obwohl Zuse keines der Kriterien, die den Entscheidungen der Fachkommission zur Formulierung ihrer Empfehlungen im Kriterienkatalog zugrunde gelegt wurden, berührt. Die Empfehlung zur Kontextualisierung der Konrad-Zuse-Straße begründet die Historische Fachkommission mit Zuses Tätigkeit in der deutschen Rüstungsindustrie.

Literatur