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Kiesow, Gottfried

Kiesow, Gottfried

Kunsthistoriker, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen

geboren: 07.07.1931 in Alt Gennin (Kreis Landsberg an der Warthe)

gestorben: 07.11.2011 in Wiesbaden


Artikel

Nach seiner Übersiedlung aus politischen Gründen 1950 nach Westdeutschland studierte Kiesow 1951–56 in Göttingen Kunstgeschichte, Klassische Archäologie sowie Geschichte und beendete sein Studium mit der Promotion.

1956 erhielt er einen Forschungsauftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Thema »Gotische Architektur in der Toscana« am Kunsthistorischen Institut in Florenz. Ab 1961 war er zwei Jahre als Bezirksdenkmalpfleger in Hannover und anschließend drei Jahre als Bezirkskonservator in Braunschweig tätig. 1966 wurde er Landeskonservator in Hessen. Von 1990 bis zu seiner Pensionierung 1996 war Kiesow Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege in Hessen. Seit 1970 übernahm er Lehraufträge an den Universität Heidelberg, Marburg und Frankfurt am Main, hier seit 1975 als Honorarprofessor am Fachbereich Kunstgeschichte. 1975–78 war er zudem Vorsitzender der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik.

Kiesow war viele Jahre Kreisvorsitzender der FDP Wiesbaden und gehörte 1985–97 der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung an, 1991–97 als stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher. Er engagierte sich im Vorstand der evangelischen Marktkirchengemeinde und setzte sich für die Aufnahme Wiesbadens ins Weltkulturerbe ein.

1985 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der »Deutschen Stiftung Denkmalschutz«. 1990 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, hatte 1994–2010 den Vorsitz inne und war seit 2011 Vorsitzender des Kuratoriums. Kiesow prägte die Arbeit der Stiftung nachhaltig. Nach 1989 setzte er sich besonders für den Erhalt maroder Baudenkmäler in Ostdeutschland ein. 1991 gehörte er zu den Begründern des Fortbildungszentrums für Handwerk und Denkmalpflege in Görlitz. Die Städte Wismar, Rostock, Stralsund, aber auch die Altstädte von Quedlinburg und Görlitz konnten dank seiner Bemühungen vor dem endgültigen Untergang bewahrt werden.

Acht Städte ernannten ihn zum Ehrenbürger: Görlitz (1995), Morschen (1997), Quedlinburg (1998), Stralsund und Wismar (2004), Zittau (2005), Romrod (2005) und Wiesbaden (2006). Zahlreiche weitere Ehrungen wurden ihm zuteil. 2000 verlieh ihm der Bundespräsident das Große Bundesverdienstkreuz, 2001 erhielt er den Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden und 2004 von der TH Dresden die Ehrendoktorwürde. 2011 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung ausgezeichnet.

Seit 1963 verfasste Kiesow eine Vielzahl von Publikationen. Nach dem Tod seiner Frau richtete K. mit seinem Privatvermögen die »Ingeborg und Gottfried Kiesow-Stiftung« ein, mit der er drei Denkmal-Akademien in Romrod, Görlitz und Frankfurt-Höchst unterstützte.