Kaltwasserheilanstalten
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Die niederschlesischen Ärzte Sigmund Hahn und Johann Sigmund Hahn hatten in einem 1737 erschienenen Buch die Heilkraft des kalten Wassers bei innerlichem und äußerlichem Gebrauch propagiert. Trotzdem vergingen noch über 100 Jahre, bis sich die Wasserheilkunde oder Hydrotherapie als Heilmethode durchsetzen konnte. Maßgeblichen Anteil daran hatten Sebastian Kneipp und Vinzenz Prießnitz, der ab den 1830er-Jahren eine sehr erfolgreiche Kaltwasserheilanstalt in Gräfenberg bei Wien betrieb. Da sich die Heilmethode nach Prießnitz in Europa immer größerer Beliebtheit erfreute, konnte sich auch die Kur- und Badestadt Wiesbaden, deren Badeärzte der Kaltwassertherapie zunächst skeptisch gegenüberstanden, diesem Trend auf die Dauer nicht verschließen. Erst recht nicht, nachdem sich Herzog Adolph zu Nassau positiv über die Hydrotherapie geäußert hatte, der der »Methode Prießnitz« das Verschwinden peinigender Kopfschmerzen verdankte.
Die erste Kaltwasserheilanstalt wurde 1851 im Nerotal gegründet, 1861 öffnete eine zweite große Kaltwasserheilanstalt, die »Naturheilanstalt Dietenmühle«, ihre Pforten. Der »Lindenhof« in der Walkmühlstraße folgte 1889. Sowohl die Kaltwasserheilanstalt im Nerotal als auch die Dietenmühle erweiterten im Laufe der Jahre ihr Anwendungsangebot, wandten sich also von der »reinen« Lehre des Vinzenz Prießnitz ab und offerierten zusätzlich Thermalbäder oder elektromagnetische Behandlungen. Das »Kurhaus Bad Nerotal« konnte auf diese Weise den Betrieb bis 1957 aufrecht erhalten.
Literatur
Pasewald, Ruth: Die Entwicklung des Badewesens der Stadt Wiesbaden von 1806–1914, Dissertation Universität Mainz 1999.