Joseph, Rudolph
Joseph, Rudolph
Architekt
geboren: 14.08.1893 in Pforzheim
gestorben: 17.01.1963 in New York
Artikel
Joseph zog nach dem frühen Tod der Mutter 1903 mit dem Vater und der älteren Schwester Mely Joseph nach Wiesbaden. Er studierte 1912–14 in Dresden Architektur und nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. 1918/19 schloss er sein Studium an der TH Karlsruhe ab und machte sein Diplom bei dem Jugendstilarchitekten Hermann Billing.
1923 eröffnete er in Wiesbaden in der Arndtstraße 6 sein eigenes Architekturbüro. Villen, Bürogebäude und Innenraumgestaltungen gehörten zu seinem Tätigkeitsgebiet. Unter anderem in Karlsruhe, Koblenz, Köln, Lorch im Rheingau, Frankfurt am Main und in Wiesbaden war er als Architekt tätig. Er veröffentlichte Artikel in Fachzeitschriften, so über die Wiesbadener Synagoge am Michelsberg, schrieb Gedichte und auch ein Theaterstück. Bei einem Architekturwettbewerb erhielt er 1926 den Auftrag für den Bau der Dieburger Synagoge, die am 07.06.1929 eingeweiht wurde. Mit diesem Entwurf stellte er sich in die Riege moderner Architekten. In vielen Fachbeiträgen über den modernen Synagogenbau in der Weimarer Republik findet er Erwähnung. In Wiesbaden entwarf er 1928 zusammen mit dem Bildhauer Arnold Hensler ein Mahnmal für den Dotzheimer Friedhof.
Joseph emigrierte 1933 mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter nach Paris. Hier beschäftigt er sich mit dem Entwurf eines jüdischen Pavillons auf der Weltausstellung 1937, seine Idee wurde jedoch nicht realisiert. Fotos des Modells finden sich in seinem Nachlass im Leo Baeck Institut in New York. Hier findet sich auch ein unveröffentlichtes Manuskript über Synagogen in alter und neuer Zeit.
1936 setzte die Familie die Flucht nach New York fort. Joseph fand eine Anstellung in einem Architekturbüro. Weitere Arbeiten von ihm lassen sich bis heute nicht nachweisen. Seine Witwe übergab seinen Nachlass an das Leo Baeck Institut.
Literatur
Hammer-Schenk, Herold: Synagogen in Deutschland, Hamburg 1981.
Wahrhaftig, Myra: Deutsche Jüdische Architekten vor und nach 33, Berlin 2005.