John, Otto
John, Otto
Widerstandskämpfer, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz
geboren: 19.03.1909 in Marburg
gestorben: 26.03.1997 in Innsbruck
Artikel
John besuchte das Realgymnasium Luisenplatz und studierte in Frankfurt am Main Jura. Zunächst absolvierte er dort sein Referendariat, dann am Amtsgericht Wehen. 1935 wurde er promoviert.
Wegen seiner Ablehnung des NS-Regimes wählte John keine staatliche Berufslaufbahn, sondern wurde schließlich Syndikus bei der Lufthansa. Sein Vorgesetzter war Dr. Klaus Bonhoeffer, der Bruder des Theologen und Widerstandskämpfers Dr. Dietrich Bonhoeffer. Durch diesen Kontakt gelangte John in Kreise der sich allmählich formierenden Opposition und beteiligte sich an den Vorbereitungen des Umsturzversuches vom 20. Juli 1944. Nach dem Scheitern des »Unternehmens Walküre« wurde sein mitbeteiligter Bruder Hans John wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und am 23.04.1945 erschossen. John gelang am 24.07.1944 die Flucht nach England, wo er erst als »feindlicher Ausländer« inhaftiert wurde. 1946/47 betreute er deutsche Kriegsgefangene. Im Frühjahr 1948 heiratete er die jüdische Emigrantin Margarete Mainzer.
1951 kam das Ehepaar auf Anregung von Bundespräsident Theodor Heuss nach Deutschland zurück, wo John dank britischer Intervention gegen den Willen von Bundeskanzler Konrad Adenauer in Köln die Leitung des Bundesamtes für Verfassungsschutz übernahm. John war einer der ganz wenigen zurückgekehrten Emigranten, die eine Führungsposition in der gerade erst gegründeten Bundesrepublik einnehmen konnten. Von rechten Kreisen wurde John als »Landesverräter« diffamiert. Nach der Feier zum 20. Juli verschwand John 1954 unter bis heute nicht restlos aufgeklärten Umständen aus West-Berlin und tauchte in Ost-Berlin wieder auf, wo er erklärte, er sei freiwillig in die DDR gekommen, um sich für die Wiedervereinigung, gegen die Remilitarisierung der BRD und den wachsenden Einfluss alter Nationalsozialisten einzusetzen. Nach weiteren Verhören durch den sowjetischen Geheimdienst KGB floh John im Dezember 1955 zurück in den Westen, wo man ihn verhaftete und »… wegen Landesverrates zu vier Jahren Zuchthaus mit einer rabulistischen Indizienbegründung von Richtern verurteilte, die vor und während des Krieges ihre Karrieren in der Nazijustiz gemacht hatten.« (Otto John). Damit begann sein Kampf um die Rehabilitierung. 1986 gewährte ihm Bundespräsident Richard von Weizsäcker eine Sonderrente.
In seiner juristischen Dissertation »Der Prozess gegen Otto John«, für die der Autor Klaus Schaefer 2009 auch in vor der Wende 1989 nicht zugänglichen Archiven recherchierte, resümierte er, dass nach der heutigen Rechtslage davon auszugehen sei, dass John bei einer Wiederaufnahme des Verfahrens hätte freigesprochen werden müssen.
Literatur
Materialsammlung zu Otto und Hans John (mit Briefwechsel mit Otto John) von Lothar Bembenek.
Schaefer, Klaus: Der Prozess gegen Otto John. Zugleich ein Beitrag zur Justizgeschichte der frühen Bundesrepublik Deutschland, Marburg 2009.