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Jahn, Wilhelm

Jahn, Wilhelm

Dirigent

geboren: 24.11.1835 in Hof (Mähren)

gestorben: 21.04.1900 in Wien


Artikel

Jahn kam nach Anfängen in Budapest und Zagreb an das Opernhaus in Amsterdam und wirkte 1857–64 an der Oper in Prag. Im Herbst 1865 übernahm er das Amt des Operndirektors am Wiesbadener Hoftheater, das er 15 Jahre lang innehatte. Den Zeitgenossen galt er als ausgezeichneter Dirigent und talentierter Regisseur mit großen administrativen Fähigkeiten. Jahn bot Opern deutscher Komponisten wie Gluck, Mozart, Beethoven, Weber, Heinrich Marschner, Friedrich von Flotow, Albert Lortzing, Otto Nicolai und Wagner. Wiesbadener Erstaufführungen wurden Glucks »Armide« (1866) und »Orpheus und Eurydike« (1869) sowie Mozarts »Idomeneo« (1871) und »Così fan tutte« (1876). 1874 studierte er Robert Schumanns einzige Oper »Genoveva« ein, die hier aber wie andernorts erfolglos blieb. Nach »Der fliegende Holländer«, »Tannhäuser« und »Lohengrin« brachte er 1879 auch Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« heraus, was als bewundernswerte Leistung anerkannt wurde. Von den Italienern gab es v. a. Donizetti und Verdi, auch die französische »Große Oper« wurde gepflegt. Schon 1865 führte Jahn regelmäßige Sinfoniekonzerte des Theaterorchesters ein, in denen das klassische Repertoire und zeitgenössische Werke gegeben wurden. Ein Höhepunkt war die Aufführung der 9. Sinfonie zu Beethovens Geburtstag am 17.12.1869. Dadurch entstand eine Konkurrenzsituation zum Cäcilienverein, die zu Konflikten führte. Vermutlich gerade deshalb wählte der Vorstand des Cäcilienvereins 1870 Jahn zum neuen künstlerischen Leiter; der Berliner Generalintendant der Königlich-preußischen Theater erlaubte diese Nebentätigkeit jedoch nicht. Jahn war für mehrere Jahre Vorsitzender des »Vereins der Künstler und Kunstfreunde«.

Im Oktober 1880 wechselte er an die Wiener Hofoper, die er 16 Jahre lang – länger als sämtliche Vorgänger – erfolgreich leitete, sein Nachfolger wurde Gustav Mahler. Als Gastdirigent kam er zum Mittelrheinischen Musikfest 1891 nochmals nach Wiesbaden.

Literatur

Fischer, Jens Malte: Gustav Mahler. Der fremde Vertraute. Biographie, Wien 2003.

Vollmer, Eva Christina: Vom nassauischen Hoftheater zum Berliner Kaiserstil 1852-1903. In: Hildebrand, Theater in Wiesbaden [S. 46–76].