Hermann-Jansen-Straße
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Im Wiesbadener Stadtteil Südost wurde durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 11. Oktober 1956 eine Straße nach dem Architekten Hermann Jansen (1869-1945) benannt. Im direkten Umfeld der Hermann-Jansen-Straße wurden weitere Verkehrsflächen Architekten gewidmet. So befindet sich in unmittelbarer Nähe die dem bedeutendsten Baumeister des Barocks gewidmete Balthasar-Neumann-Straße.
Hermann Jansen wurde am 28. Mai 1869 in Aachen geboren. Nach dem Besuch des humanistischen Kaiser-Karls-Gymnasiums in seiner Geburtsstadt studierte Jansen an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen Architektur und Städtebaukunst. Anschließend zog Jansen nach Berlin und war für ein Jahr beim Magistrat der Stadt Berlin tätig.
Ab 1898 war Jansen als selbstständiger Architekt tätig. Sein Arbeitsschwerpunkt lag auf dem Gebiet des Städtebaus. 1909 gewann er den ersten Preis für seinen Generalbebauungsplan für Groß-Berlin. Besonders innovativ waren seine Ideen zu einem dichten Schnellbahnnetz, großzügig angelegten und kreuzungsfreien Hauptverkehrsstraßen, Parkanlagen oder Großgrünflächen, die den Stadtkern mit der freien Natur verbinden sollten. Er plante geschlossene, von den großen Verkehrsadern abgeschirmte Wohn- und Siedlungsbereiche für Arbeiter und Angestellte statt Paradeanlagen mit Monumentalbauten.
Nach diesem Erfolg wurden Jansen weitere städtebauliche Vorhaben (beispielsweise in Dresden, Plauen, Leipzig und Emden) übertragen. Auch für die Stadt Wiesbaden arbeitete er einen Teilbebauungsplan für die Siedlung Sonnenberg aus. Außerdem erstellte Jansen einen Verkehrs- und Flächenplan der Stadt, der 1929 gemeinsam mit dem Bebauungsplan Sonnenbergs in der Zeitschrift "Der Städtebau", Ausgabe 24, veröffentlicht wurde. 1920 wurde Jansen als außerordentlicher Professor an die Technische Hochschule Berlin berufen und 1923 zum ordentlichen Professor ernannt. Wegen seiner herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der Städteplanung erhielt Jansen bereits im Jahr 1919 die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Stuttgart.
Seine bedeutendsten Arbeiten entstanden in der Türkei. Jansen hatte im Jahr 1929 einen Wettbewerb der türkischen Regierung für die Bebauungsplanung der neuen Hauptstadt Ankara gewonnen. Es folgten weitere Projekte in Izmir, Adana, Tarsus und Mersin.
1930 erhielt er eine Professur für Städtebaukunst an der Universität Berlin. 1939 wurde ihm von Adolf Hitler die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. Hermann Jansen war Mitglied zahlreicher Verbände und Organisationen, unter anderem war er ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und der Akademie des Bauwesens. Der Städteplaner war seit 1941 Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste.
Hermann Jansen arbeitete bei der Städteplanung mit dem NS-Regime, insbesondere mit Albert Speer, zusammen. Als Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt war Speer für die Umgestaltung Berlins im nationalsozialistischen Sinne zuständig. Es sind Aufträge Speers an Jansen überliefert, die belegen, dass der Städteplaner für die Konzeption der Siedlungen Gatow-Kladow und Selchow-Rotberg zuständig war. Für seinen Entwurf erhielt Jansen ein Honorar von 15.000 RM. Hermann Jansen starb kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges am 20. Februar 1945 in Berlin.
Literatur
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Stolper, Dirk
Namen im öffentlichen Raum. Abschlussbericht der Historischen Fachkommission zur Überprüfung nach Personen benannter Verkehrsflächen, Gebäude und Einrichtungen der Landeshauptstadt Wiesbaden, in: Schriftenreihe des Stadtarchivs Wiesbaden, Band 17. Wiesbaden 2023.