Gustav-Leutelt-Platz (Dotzheim)
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Auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 29. Juni 1967 wurde anlässlich des Gablonzer Heimattreffens in Wiesbaden und Aufstellung eines Gedenksteins zu Ehren des Dichters ein Platz im Stadtteil Dotzheim nach dem sudetendeutschen Lehrer und Heimatdichter Gustav Leutelt benannt.
Gustav Leutelt wurde am 21. September 1860 im sudetenländischen Josefsthal bei Gablonz (heute: Josefův Důl u Jablonce nad Nisou in der Tschechischen Republik) als Sohn eines Lehrers geboren.
Nach dem Besuch der Schule in Gablonz wurde Leutelt am Lehrerseminar in Leitmeritz zum Volksschullehrer ausgebildet. Anschließend nahm er eine Stelle an der Volksschule seines Heimatortes Josefsthal an und leitete dann eine gewerbliche Fortbildungsschule in Kamnitztal. Seit 1902 war Leutelt Mitarbeiter der 1901 gegründeten Zeitschrift »Deutsche Arbeit«, deren Ziel es war, eine Übersicht über das deutsche Kulturleben in Böhmen zu geben.
Nach dem Tod seines Vaters kehrte Leutelt nach Josefsthal zurück und übernahm die Stelle des Vaters als Schulleiter. 1905 wurde er Oberlehrer an der Volksschule in Unter-Maxdorf und gründete dort ein Ortsmuseum. Nach seiner Heirat verzog Leutelt nach Ober-Rosenthal bei Reichenberg. Als Pensionär wohnte er seit 1926 in Gablonz.
Neben seinem Beruf als Lehrer war Gustav Leutelt als Dichter und Schriftsteller tätig. Ab 1899 veröffentlichte er bis 1944 rund ein Dutzend Bücher mit Prosa und Gedichten. In seiner Prosa beschäftigte sich Leutelt vornehmlich mit seiner Heimatregion, insbesondere mit dem Isergebirge. Im Mittelpunkt der Erzählungen und Gedichte stand das Arbeits- und Gemeinschaftsleben seiner Heimat.
Er bearbeitete soziale Fragen des Sudetendeutschtums, ohne ausdrückliche politische Tendenz. Seine Erzählungen und Romane sind in klassisch strenger Form auf Einzelschicksale konzentriert. Große kulturelle Bedeutung hatten sie vor allem für die sudetendeutsche Minderheit. Besonderes Ansehen gewannen sie in den 30er Jahren und wurden auch in völkisch-vaterländischen Kreisen rezipiert.
Auf Anregung des Gablonzer Bürgermeisters wurde im Jahr 1920 die Gustav-Leutelt-Gesellschaft gegründet, die sich bis heute für die Förderung und Vermittlung von Leutelts Werk einsetzt. 1934 bis 1936 erschienen seine gesammelten Werke im Adam Kraft Verlag Karlsbad. Eine zweite Auflage erfolgte 1941 bis 1943.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1953 bis 1955 und 1986 bis 1990 Gesamtausgaben seiner Werke verlegt. Für seine Dichtungen wurde Gustav Leutelt 1935 als erster Preisträger mit dem Joseph-Freiherr-von-Eichendorff-Preis für Verdienste um das Deutschtum im Sudetenland, in Böhmen, Mähren und der Slowakei sowie 1940 mit der 1932 von Reichspräsident Hindenburg gestifteten Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Außerdem wurde die Goethe-Medaille von NSDAP-Gauleiter und Reichsstatthalter Konrad Henlein an Leutelt übergeben. Eine Laudatio Henleins oder Details der Feierlichkeiten zur Übergabe der Medaille sind nicht überliefert. Eine politische Verbindung zur heimattreuen nationalsozialistischen Bewegung im Sudetenland, der sogenannten Henlein-Bewegung, zwischen 1933 und 1938 bestand wohl nicht.
Bei Kriegsende wurde Leutelt durch die Beneš-Dekrete aus der neu gegründeten Tschechoslowakei ausgewiesen. Er lebte fortan in Seefeldern bei Gotha, wo er am 17. Februar 1947 starb.
Literatur
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Stolper, Dirk
Namen im öffentlichen Raum. Abschlussbericht der Historischen Fachkommission zur Überprüfung nach Personen benannter Verkehrsflächen, Gebäude und Einrichtungen der Landeshauptstadt Wiesbaden, in: Schriftenreihe des Stadtarchivs Wiesbaden, Band 17. Wiesbaden 2023.