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Großhut, Friedrich Sally

Großhut, Friedrich Sally

Jurist, Schriftsteller

geboren: 16.07.1909 in Wiesbaden

gestorben: 10.10.1969 in North Bergen (New Jersey, USA)


Artikel

Großhut war der Sohn des um 1900 aus Krakau eingewanderten Antiquitätenhändlers Ludwig Mantel (später Grosshut) und seiner Frau Rosa. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium begann er 1925 in Frankfurt am Main Jura zu studieren.

Zugleich gründete er in Wiesbaden den jüdischen Sportverein S. C. Hakoah, dessen Handballmannschaft mit ihm als Stürmer rasch in die Bezirksliga aufstieg. Auch für Mädchen wurde eine Handballmannschaft eingerichtet. 1932 erhielt Großhut die Goldene Ehrennadel des Deutschen Sportbundes. Gleichzeitig wurde sein Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft – Voraussetzung für eine juristische Karriere – abgelehnt.

Obwohl inzwischen promovierter Jurist, konnte Großhut seinen Beruf nicht ausüben; zudem wurde er von den Nationalsozialisten wegen seiner Dissertation, die sich für die Weimarer Republik aussprach, mit dem Leben bedroht. Der Vater seiner Verlobten Sina Rosenstrauch wurde im April 1933 bei einem Überfall von SA-Leuten in Wiesbaden ermordet. Großhuts eigenen Vater zwang die SA, einen »arischen« Freund im Schubkarren durch die Wagemannstraße zu fahren; im Dezember 1934 starb er an den Misshandlungen durch die SA. 1938 wurden seine Witwe und zwei Schwestern nach Polen »abgeschoben«, später in ein Getto eingewiesen und im KZ ermordet.

Großhut und Sina Rosenstrauch waren schon 1933 nach Palästina geflohen. In Haifa arbeitete Großhut unter anderem als Handwerker und Kellner. 1936 eröffnete er mit seiner Frau ein »deutsches« Buchantiquariat, das zum Zentrum deutsch-jüdischer Schriftsteller wurde. Literaten wie Arnold Zweig, Josef Kastein und Else Lasker-Schüler gaben Lesungen in ihrer Heimatsprache.

Auch Großhut veröffentlichte Kurzgeschichten in jüdischen Zeitungen, z. B. in der deutschsprachigen Zeitschrift »Orient«, die die Tradition der »Weltbühne« in Palästina fortführte. 1946/47 publizierte er in der »Tribüne«, einer großen deutschen Kriegsgefangenenzeitung in Fanara, Ägypten, und veröffentlichte mehrere Romane zur »Reeducation«.

Ende der 1940er-Jahre wanderten Großhut und seine Frau in die USA aus. Die erbärmlichen Arbeitsbedingungen in New Jersey beschrieb Großhut in dem Roman-Manuskript »Der Schwitzkasten«. Dann ermöglichten Wiedergutmachungszahlungen ihm die Eröffnung eines kleinen Ladens, den er zwölf Jahre lang betrieb. 1969 verunglückte er tödlich in der Badewanne bei einem Epilepsieanfall. 

In Deutschland wurden nur seine überarbeitete Dissertation (Nürnberg 1962) und die Erzählung »Schiedsrichter Rissing« (Wiesbaden 1987, Selbstverlag) veröffentlicht. Er war der erste Jude in Wiesbaden, für den eine Gedenkplakette (am Geburtshaus) angebracht wurde.

Literatur

Bembenek, Lothar (Hrsg.): Sally Grosshut: Schiedsrichter Rissing leitet ein Spiel, Wiesbaden 1984 (mit Bibliografie).

Grosshut, Sina: Mosaik eines Lebens, London 1987. Materialen in Sammlung Bembenek (u. a. Briefwechsel mit Sina Grosshut u. Interview mit Debbie Lisle, Schwester Sina Grosshuts, 1982 in Israel).