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Grimm, Hans

Grimm, Hans

Schriftsteller

geboren: 22.03.1875 in Wiesbaden

gestorben: 27.09.1959 in Lippoldsberg


Artikel

Grimm studierte Literaturwissenschaft in Lausanne und durchlief eine kaufmännische Ausbildung in Nottingham und London. 1897–1908 lebte er als Kaufmann, Hafenagent und Farmer in Südafrika. 1910 reiste er als Presseberichterstatter durch Deutsch-Südwestafrika. Seine Erfahrungen verarbeitete er unter anderem in den »Südafrikanischen Novellen« (1913) und in »Der Ölsucher von Duala« (1918). In Wiesbaden spielt seine historische Novelle »Die letzte Nonne von Klarenthal« (Alt-Nassauischer Kalender für 1914). Drei um 1910 geschriebene nassauische Novellen veröffentlichte er in »Was wir suchen ist alles« (1933).

1911 heiratete er in Berlin Adelheid Gräfin von der Schulenburg-Wolfsburg, zog nach Pasing und studierte in München Staatswissenschaft. 1918 erwarb er ein ehemaliges Kloster in Lippoldsberg an der Weser, in dem er sich als freier Schriftsteller niederließ. Hier entstand sein Hauptwerk, der Roman »Volk ohne Raum« (1926). Darin deutete er unter anderem den Ersten Weltkrieg als Kampf um Lebensraum. Der Roman wurde von der Kritik gelobt und erreichte hohe Auflagen.

Den Nationalsozialisten lieferte er ein Stichwort, nach 1933 wurde er zur Pflichtlektüre in der Oberstufe. 1927 erhielt Grimm die Ehrendoktorwürde der Univ. Göttingen. Der NS-»Bewegung« stand er positiv gegenüber. 1933–35 gehörte er zum Präsidialrat der Reichsschrifttumskammer. Sein Verhältnis zum Regime blieb jedoch gespannt, der Partei gehörte er nicht an. 1934–39 richtete er jährlich die Lippoldsberger Dichtertage aus, zu denen bis zu 3.000 Gäste kamen. Nach 1945 verteidigte er Hitler und den Nationalsozialismus. Die 1949 wieder belebten Dichtertage entwickelten sich zu einem Zentrum der rechtsextremen Szene und wurden nach seinem Tod bis 1981 fortgeführt.

1952 veröffentlichte Grimm seine Autobiografie »Leben in Erwartung – Meine Jugend«, in der er seine Wiesbadener Jugend und sein konservatives Elternhaus schilderte.

Literatur

Monath, Wolfgang: Grimm, Hans Emil Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 7, 1966 [S. 83–85].

Sarkowicz, Hans: Grimm, Hans (Emil Wilhelm). In: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Hrsg. von Walther Killy. Bd. 1–15. München 1988–1993. Bd. 4 [S. 351 f.].