Grimm, August Theodor von (geadelt 1847)
Grimm, August Theodor von (geadelt 1847)
Schriftsteller, Prinzenerzieher
geboren: 22.12.1804 in Stadtilm (Thüringen)
gestorben: 28.10.1878 in Wiesbaden
Artikel
Grimm studierte Medizin, Philosophie und Geschichte in Jena, Halle und Berlin. 1827 kam er nach St. Petersburg, wo er einige Jahre lang als Lehrer wirkte. 1832 begleitete er eine Gräfin Wielhorsky auf einer Reise nach Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz und blieb anschließend in Rom, um sich in das Studium der Astrologie und des klassischen Altertums zu vertiefen und erste Aufsätze zu veröffentlichen. 1834 begab er sich als Adjutant eines Sohnes des späteren russischen Staatskanzlers Karl Robert Graf von Nesselrode nach Deutschland, London, Paris, Madrid und Lissabon.
Nach seiner Rückkehr wurde ihm 1835 die Erziehung der Kinder Zar Nikolaus’ I. (1825–1855) anvertraut. 1845–47 begleitete er den Zarensohn Konstantin auf einer zweijährigen Kavalierstour. 1847 wurde Grimm geadelt und zum Staatsrat ernannt. Bis 1852 leitete er dann auch die Erziehung der jüngeren Großfürsten Michael und Nikolaus, bevor er sich nach Dresden zurückzog und sein erstes Werk, »Wanderungen nach Südosten«, verfasste.
Nach einem neuerlichen Aufenthalt in St. Petersburg (1858–60) kehrte Grimm endgültig nach Deutschland zurück und lebte zunächst in Berlin. Hier publizierte er ein »Programm zur Bildung einer allgemeinen Sprache«; damit gilt er als einer der Ahnherren der Interlinguistik, eines Fachs, zu dem er aufgrund seiner Sprachkenntnisse – er soll die englische, französische, russische, ungarische und türkische Sprache beherrscht haben – besonders befähigt war (Haupenthal). 1866 erschien seine viel beachtete Biografie der Zarin Alexandra Feodorowna.
1872 übersiedelte er mit seiner Familie nach Wiesbaden und bezog eine herrschaftliche Villa in der Parkstraße 11 (früher 9a).
Grimm wurde auf dem Russischen Friedhof beigesetzt. Sein Sohn Constantin wurde als Zeichner und Karikaturist, unter anderem der satirischen Zeitung »Kladderadatsch«, bekannt; 1884 ging er als Mitarbeiter des Evening Telegram nach New York, wo er 1896 starb.
Literatur
Haupenthal, Reinhard: August Theodor von Grimm (1804–1878), ein vergessener Ahnherr der Interlinguistik, Edition Iltis 2007 (Schriften zur Esperantologie und Interlinguistik H. 1) [S. 3–76].