Glaser, Adolf

Glaser stammte über seine Mutter Katharine Adelburg Scholz aus einer bedeutenden Wiesbadener Familie. Sein Vater war der Apotheker Gottfried Glaser, der seit 1828 eine Materialwarenhandlung im Cetto-Haus der Familie Scholz betrieb. Sein Bruder Karl Glaser übernahm später das Geschäft.

Nach dem Gymnasium machte Glaser eine kaufmännische Ausbildung bei seinem Onkel Christian Scholz in Mainz. Er veröffentlichte Gedichte und Reiseschilderungen. Die im Hause Scholz verkehrenden Gäste bestärkten Glasers literarische Interessen. Er gab den ungeliebten Kaufmannsberuf auf, studierte ab 1853 in Berlin Philosophie und Geschichte und promovierte in Jena. Seine ersten Dramen »Moses in Ägypten« und »Johanna von Flandern« wurden in Wiesbaden aufgeführt.

1856 übernahm Glaser in Braunschweig die Redaktion der neuen Zeitschrift »Westermanns Monatshefte«, die er nach Berlin verlegte und bis 1907 mit Unterbrechungen innehatte. Er machte daraus ein für das 19. Jahrhundert typisches Familienblatt, das durch Vorabdrucke von Erzählwerken des poetischen Realismus Bedeutung erlangte. Dadurch bekam Glaser Kontakt zu Theodor Storm, Paul Heyse, Theodor Fontane, Marie von Ebner-Eschenbach und Wilhelm Raabe.

Glasers literarisches Schaffen umfasst historische Romane und Gesellschaftsromane. Seinen Erstling »Familie Schaller« (1857), der teilweise in Mainz und im Rheingau spielt, stellte er durch die positive Zeichnung eines emanzipationswilligen Juden gegen Gustav Freytags »Soll und Haben«.

Wegen seiner Homosexualität wurde Glaser mit anderen vor Gericht gestellt, aber freigesprochen, weil ihnen Handlungen nach § 175 StGB nicht nachgewiesen werden konnten.

1910 zog er nach Freiburg, an den Wohnort seiner Nichte Marie Suchier und ihrer Familie. 1915 lebte er erneut in Wiesbaden, um den Kriegsauswirkungen auf Freiburg zu entgehen.

Seine Urne wurde in der Gruft seiner Eltern auf dem Alten Friedhof beigesetzt.

Adolf Glaser. Ein nassauischer Dichter und Schriftsteller. In: Alt-nassauischer Kalender 1917 [S. 21–31].

Fuld, Werner: Wilhelm Raabe. Eine Biographie, München 1993.