Gerlach, Walther
Gerlach, Walther
Physiker
geboren: 01.08.1889 in Biebrich
gestorben: 10.08.1979 in München
Artikel
Gerlach studierte in Tübingen Physik und Naturwissenschaften. 1912 promovierte er mit einer Untersuchung zur »schwarzen Strahlung«. 1916 habilitierte er sich in Tübingen mit einer Arbeit über Wärmestrahlung. 1920 wurde er Assistent am Physikalischen Institut der Universität Frankfurt am Main, wo er im folgenden Jahr zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. Fachlich bekannt wurde er durch den Nachweis der Richtungsquantelung im Stern-Gerlach-Versuch. 1925 wurde er ordentlicher Professor für Physik in Tübingen, 1929–57 Ordinarius für Experimentalphysik an der Universität München.
In den Anfangsjahren des »Dritten Reiches« schloss sich Gerlach eng mit anderen Kollegen zusammen, um den Angriffen auf die als »jüdisch« verleumdete Physik zu widerstehen. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Gerlach zunächst im Auftrag der Marine an Problemen des Magnetismus. Als Kernphysiker wurde er 1943 mit der Leitung der Fachsparte Physik im zentralen Reichsforschungsrat beauftragt, ab Januar 1944 war er in Berlin für das geheime deutsche Uranprojekt zuständig; er strebte den Bau eines funktionierenden und Energie erzeugenden Kernreaktors an. Ob seine Arbeiten dazu dienen sollten, eine Atombombe herzustellen, ist bis heute unklar.
Nach Kriegsende wurde Gerlach zusammen mit neun anderen deutschen Kernphysikern bis Januar 1946 von den Amerikanern und Engländern in Farm Hall bei Cambridge interniert. Dort erfuhren sie vom Abwurf der amerikanischen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki.
Im April 1957 gehörte Gerlach zu den 18 führenden deutschen Kernphysikern, die öffentlich in der »Erklärung der Göttinger 18« auf die Gefahren der Atomwaffen hinwiesen und sich gegen eine Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen aussprachen.
Für seine Verdienste wurde er vielfach geehrt. Er war Senator der Max-Planck-Gesellschaft sowie vierfacher Ehrendoktor.1971 wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und 1974 mit der Harnack-Medaille ausgezeichnet. Außerdem gehörte er der Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite an.
Literatur
Heinrich, Rudolf; Bachmann, Hans-Reinhard: Walther Gerlach. Physiker, Lehrer, Organisator. Dokumente aus seinem Nachlass, München 1989.