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Freyer, Hans

Freyer, Hans

Soziologe, Kulturphilosoph

geboren: 31.07.1887 in Leipzig

gestorben: 18.01.1969 in Ebersteinburg (bei Baden-Baden)


Artikel

Freyer erhielt nach Studium, Promotion und Habilitation in Leipzig 1922 eine Professur für Philosophie an der Universität Kiel. 1925 übernahm er in Leipzig den ersten Lehrstuhl für Soziologie in Deutschland. In der NS-Zeit wurde er dort, in der Nachfolge des abgeschafften Soziologie-Lehrstuhls, Professor am Institut für Kultur- und Universalgeschichte.

Ab 1935 war er zugleich Leiter des Deutschen Kulturinstituts in Budapest und lehrte ab 1938 als Gastprofessor für deutsche Kulturgeschichte an der dortigen Universität. Nach Kriegsende nahm Freyer seine Lehrtätigkeit in Leipzig wieder auf, musste diese aber wegen seiner deutlichen Nähe zum Nationalsozialismus 1948 aufgeben. In Wiesbaden ließ er sich als Mitarbeiter des Brockhaus-Verlages nieder. 1953–55 lehrte er an der Universität Münster, wo er auch emeritiert wurde. 1954 und nach seiner Emeritierung war er mehrfach als Gastprofessor in Ankara tätig und half beim Aufbau eines soziologischen Instituts.

Freyer stand in der Tradition von Georg Wilhelm Friedrich Hegel und bezeichnete die Biebricher Wilhelm Heinrich von Riehl und Wilhelm Dilthey als seine geistigen Väter.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gab Freyer seine umstrittene konservative Haltung in seinen zivilisationskritischen Zeitanalysen nicht auf. Vor allem mit seinen Werken »Theorie des gegenwärtigen Zeitalters«, »Schwelle der Zeiten« und »Weltgeschichte Europas« – für letztere erhielt er den Kulturpreis Wiesbadens, für sein Gesamtwerk das Bundesverdientskreuz – erregte er große Aufmerksamkeit und regte zu nachhaltigen Diskussionen an.

Literatur

Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 3 [S. 438].