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Freundlich, Erwin Finlay

Freundlich, Erwin Finlay

Astrophysiker

geboren: 19.05.1885 in Biebrich

gestorben: 24.07.1964 in Wiesbaden


Artikel

Freundlichs Vater war Kaufmann; seine Mutter, Ellen Finlayson, stammte aus Schottland. Nach dem Abitur in Wiesbaden begann er ein Schiffsbauingenieurstudium an der TH in Charlottenburg, das er wegen eines Herzfehlers abbrechen musste. In Göttingen studierte er Mathematik, Physik und Astronomie und schloss das Studium 1910 mit einer Dissertation über analytische Funktionstheorie ab.

Im Juli 1910 trat er eine Stelle als Assistent an der Königlichen Sternwarte in Berlin an. Damals arbeitete Albert Einstein an seiner allgemeinen Relativitätstheorie. Er bat Freundlich 1911, die Umlaufbahn des Planeten Merkur genau zu untersuchen, um seine theoretischen Überlegungen zu überprüfen. Freundlichs Beobachtungen stützten Einsteins Theorie. Freundlich war der Erste, der die Bedeutung der Relativitätstheorie Einsteins voll und ganz erfasst hatte.

1920 initiierte er in Potsdam die »Einstein-Stiftung« zum Bau des »Einstein-Turms« als Sonnenobservatorium. Diese auch »Einstein-Institut« genannte Einrichtung leitete Freundlich. Es folgten fruchtbare Jahre der Zusammenarbeit mit Einstein. Seine Veröffentlichung »Über die Abweichungen des Lichtes im Schwerefeld der Sonne« machte ihn weltbekannt.

1933 verließ er Deutschland, da seine Frau, sein Neffe Hans und seine Nichte Renate Juden waren. Beide hatte das Ehepaar Freundlich nach dem Tod der Schwägerin 1933 adoptiert. In Istanbul nahm er eine Professur für Astrophysik an und errichtete eine moderne Sternwarte. 1936 nahm er einen Ruf an die Karls-Universität nach Prag an. Doch nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei emigrierte er in die Niederlande. Dort erreichte ihn ein Ruf an die Universität von St. Andrews in Schottland, wo er 20 Jahre lang lehren sollte. Er baute dort eine eigene astronomische Fakultät auf, und nach seinen Plänen wurde eine Sternwarte errichtet.

1959 kehrte das Ehepaar nach Wiesbaden zurück. Freundlich hielt Vorlesungen und Seminare über Astronomie und Astrophysik an der Universität Mainz, die ihn zum Honorarprofessor ernannt hatte.