Federal-Mogul Wiesbaden GmbH (ehemals GLYCO-Metall-Werke)
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1897 gründete der Metallurge und Hüttenfachmann Max Wagner in Schierstein gemeinsam mit dem Ingenieur Hermann Leonhard sowie Heinrich Ludendorff, Besitzer des »Schiersteiner Metallwerks«, die »GLYCO Metall Gesellschaft«, ein zunächst kleines Unternehmen zur Herstellung von Lagermetallen, vornehmlich für den Maschinenbau sowie Eisenbahn-Gesellschaften. Der Name »GLYCO« leitete sich von dem gleichnamigen Metalllegierungsnamen, einem englischen Patent, ab. Nach Wagners Tod 1908 übernahm seine Witwe Julie Elisabeth Wagner das Unternehmen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs war sie als Engländerin jedoch zum Verkauf der Firma und zur Rückkehr nach England gezwungen.
Drei Mitarbeiter des Unternehmens, der Kaufmann Wilhelm Loos (1881–1939), der Techniker Felix Daelen (1868–1944) und der Geschäftsführer Moritz Gaebler, erwarben 1915 die Geschäftsanteile. Nach dem Ausscheiden Gaeblers 1919 verfügten Loos und Daelen je zur Hälfte über das Unternehmen, nun »Glyco-Metallwerke Daelen & Loos oHG«. Bis zum Verkauf ihrer Anteile 1990 an den US-amerikanischen Automobilzulieferer »Federal Mogul« blieb GLYCO im Besitz der Familien Daelen und Loos. Vor dem Zweiten Weltkrieg expandierten die GLYCO-Metall-Werke aufgrund der werkseigenen Entwicklung von austauschbaren Gleitlagern sowie im Zuge der ansteigenden Serienfertigung von Motoren für Personen- und Lastkraftwagen zum größten Gleitlagerhersteller Deutschlands. Kriegsbedingt verlagerte sich die Produktion auch verstärkt auf Motorenteile für Militärfahrzeuge. Nach Kriegsende wurden zeitweise Geräte für Haushalt und Landwirtschaft wie Waffel- und Bügeleisen sowie Ringelwalzen hergestellt, bis wieder die Gleitlagerproduktion aufgenommen werden konnte. Die Verbesserung der Produktionsverfahren, die Entwicklung von neuen Lagerwerkstoffen, die Übernahme von Gleitlagerbetrieben in Braunschweig und in Wildemann/Harz sowie der Aufbau von Tochtergesellschaften in Italien und Brasilien formten die GLYCO-Gruppe zum größten Gleitlagerhersteller Europas mit über 3.000 Mitarbeitern.
Mit dem Fertigungsbeginn der »Sputterlager« und Übernahme des Unternehmens durch die Federal-Mogul Corporation wurde die nun umbenannte Federal-Mogul Wiesbaden GmbH Weltmarktführer auf dem Gebiet großvolumiger, höchstbelastbarer Serienteile. Weitere Neuentwicklungen von bleifreien, umweltfreundlichen Lagerwerkstoffen sowie Beschichtungsverfahren kamen zum Produktionseinsatz, um den veränderten, anspruchsvolleren Marktanforderungen zu entsprechen. Alle in Wiesbaden gefertigten Produkte wie Lagerschalen, Buchsen, Anlaufelemente und Halbzeuge der international bekannten Marken GLYCO® und GLYCODUR® sind wesentliche Motoren-Bestandteile. Am Standort Wiesbaden werden derzeit rund 1.300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt. Die Federal-Mogul Holdings Corporation ist ein führender, globaler Zulieferer von Antriebs- und Sicherheitstechnologien für die Kfz/Nfz-Industrie, Marine, Aerospace, Energieerzeugung und industrielle Märkte sowie für das weltweite Ersatzteilgeschäft. Federal-Mogul wurde 1899 in Detroit (USA) gegründet und hat seinen Hauptsitz in Southfield/Michigan. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 50.000 Mitarbeiter in 34 Ländern, davon in Deutschland allein an 15 Standorten.
Literatur
Forßbohm, Brigitte/Kurz, Ekkehard: »... nicht nur ein gebogenes Stück Blech!« Ein Lesebuch zur Firmengeschichte. Hrsg.: Federal Mogul Wiesbaden GmbH (ehemals GLYCO-Metallwerke), Wiesbaden 2005.