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Elmendorff, Karl Eduard Maria (auch Carl)

Elmendorff, Karl Eduard Maria (auch Carl)

Dirigent, Generalmusikdirektor

geboren: 25.10.1891 in Düsseldorf

gestorben: 21.10.1962 in Hofheim (Taunus)


Artikel

Karl Elmendorff wurde als Sohn eines Kaufmanns in Düsseldorf geboren. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums studierte er zunächst Klassische Philologie, Germanistik und Zahnmedizin in Freiburg, München und Münster. Anschließend studierte in Köln und Bonn Musikwissenschaft bei Fritz Steinbach (1855–1916) und Hermann Abendroth (1883–1956). 1916 wurde er Kapellmeister am Stadttheater in Düsseldorf, 1920 wechselte er nach Mainz, für eine Spielzeit nach Hagen und wurde dann Musikalischer Oberleiter in Aachen. 1925 berief ihn die Münchner Staatsoper als Ersten Kapellmeister und später als Generalmusikdirektor. 1932 wurde er Generalmusikdirektor am Nassauischen Landestheater Wiesbaden. Hier dirigierte er u. a. Verdis »Aida« und »Macbeth«, Wagners »Ring«, Strauss’ »Rosenkavalier« sowie mehrere Sinfoniekonzerte. Hinzu kamen moderne Opern wie Eduard Künnekes »Nadja« sowie Wolf-Ferraris »Schalkhafte Witwe«. 1936 ging Elmendorff an das Mannheimer Nationaltheater und 1938 zusätzlich als Kapellmeister an die Berliner Staatsoper. 1938 wurde er von Adolf Hitler zum Staatskapellmeister ernannt. 1942 wurde Elmendorff Nachfolger Karl Böhms (1894–1984) an der Sächsischen Staatskapelle Dresden und der Semperoper. Hier wurde er zum Musikalischen Oberleiter der Staatsoper Dresden im Jahr 1943 ernannt.

1926 wirkte Karl Elmendorff bei den Deutschen Festspielen in Weimar mit und fiel hierbei dem Bayreuther Festspielchef Siegfried Wagner (1869–1930) auf, woraus sich eine enge Beziehung entwickelte. Wagner führte ihn in die Bayreuther Kreise ein, wo Elmendorff seit 1928 aktiv Künstler für den »Kampfbund für Deutsche Kultur« warb. In Bayreuth leitete Elmendorff mehrfach den „Ring des Nibelungen“ und andere bekannte Opern Richard Wagners. Insgesamt 81 Mal stand er am Pult der Bayreuther Festspiele. Während der Kriegsfestspiele 1939–42 leitete er den »Fliegenden Holländer.« Bei der Wiedereröffnung der Festspiele 1951 verzichteten die Wagnerenkel auf sein weiteres Mitwirken.

Elmendorffs Nähe zur Familie Wagner und sein Engagement bei den Bayreuther Festspielen trugen dazu bei, dass er 1933 in Nürnberg anlässlich des NSDAP-Reichsparteitags eine Festaufführung der „Meistersinger“ leitete. Der Dirigent wurde auf besonderen Wunsch Adolf Hitlers engagiert. Die Organisation des Auftritts übernahm die Leiterin der Bayreuther Festspiele, Winifred Wagner. Auch später pflegte Elmendorff enge Kontakte zur Spitze des NS-Regimes und nutzte diese für sein Vorankommen. Insbesondere die enge Beziehung zu Gerdy Troost, der Ehefrau des Architekten Paul Ludwig Troost und engen Vertrauten Hitlers, nutzte Elmendorff, um sich immer wieder für Auszeichnungen oder hochrangige Positionen ins Gespräch zu bringen. Sein Ziel war es, sich so gegen berufliche Konkurrenten wie die Dirigenten Furtwangler oder Herbert von Karajan zu behaupten und durchzusetzen, was ihm insbesondere bei der Besetzung der Musikalischen Oberleiter-Stelle in Dresden gelang. Am 1. Mai 1937 trat Karl Elmendorff der NSDAP bei. Berufsbedingt war er Mitglied der Reichskulturkammer.

Künstlerisch galt Elmendorff im In- und Ausland als einer der wichtigsten und profiliertesten Wagnerinterpreten.  Sein beruflicher Erfolg wird auch an der Höhe seines Einkommens deutlich. Dieses stieg von jährlich 14.000 RM im Jahr 1932 auf 40.000 RM im Jahr 1937.  Sein beruflicher Erfolg, der auch durch die Regimenähe ermöglicht wurde, machte Elmendorff damit nicht nur finanziell unabhängig, sondern ermöglichte ihm, auch im Ausland aufzutreten. Insbesondere durch Auftritte in den von Deutschland besetzten Gebieten unterstützte Elmendorff das NS-Regime. So trat der Dirigent regelmäßig im besetzten und unbesetzten Teil Frankreichs sowie in Belgien und im faschistischen Italien auf. 1943 wurde ihm hierfür das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ohne Schwerter verliehen.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Elmendorff von 1948 bis 1951 Musikalischer Oberleiter des Staatstheaters Kassel. 1951 kehrte er nach Wiesbaden zurück und war bis 1955 Musikalischer Oberleiter des Staatstheaters Wiesbaden. Ab 1955 war er als Musikberater des Magistrats der Landeshauptstadt Wiesbaden tätig. Auch in seiner zweiten Wiesbadener Periode pflegte Elmendorff Opern von Wagner, Verdi, Beethoven oder Bizet. Hinzu kamen u. a. Pfitzners »Palestrina«, die von ihm besonders geschätzte Oper »Der Jakobiner« von Dvořák und die Uraufführung von Hans Vogts (1911–1992) und Hermann Kasacks (1896–1966) »Die Stadt hinter dem Strom«. Fast 500-mal stand er im Orchestergraben des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden.

Karl Elmendorff wurde 1956 mit der Goethe-Plakette des Landes Hessen ausgezeichnet. Er erhielt die Richard-Strauß-Medaille sowie den Leuschnerpreis.
Karl Elmendorff starb am 21. Oktober 1962 in Hofheim am Taunus. Er wurde auf dem Wiesbadener Nordfriedhof beigesetzt. Im Aufgang zum Ersten Rang des Staatstheaters Wiesbaden steht eine von Ernst Dostal geschaffene Büste Elmendorffs. In Wiesbaden wurde 1965 eine Straße nach ihm benannt. Aufgrund eines Auftritts beim Reichsparteitag 1933 und der damit verbundenen wirksamen Unterstützung der NS-Bewegung und hat Karl Elmendorff ein wahrnehmbares Bekenntnis zum Nationalsozialismus als politischer Bewegung sowie zum NS-Regime abgelegt. Durch sein enges Verhältnis zur Spitze des NS-Regimes gelangte er in gutdotierte Positionen und profitierte dadurch materiell vom Regime. Deshalb empfahl die auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung 2020 berufene Historische Fachkommission zur Überprüfung nach Personen benannter Verkehrsfläche, Gebäude und Einrichtungen der Landeshauptstadt Wiesbaden 2023 die Umbenennung der nach Karl Elmendorff benannten Straße im Stadtteil Südost. Auch seine Mitgliedschaft in der NSDAP und berufsbedingt in der Reichkulturkammer führten zur Empfehlung der Historischen Fachkommission.

[Der vorliegende Text wurde 2012 von Holger Reiner Stunz für die gedruckte Version des Stadtlexikons Wiesbaden erstellt und 2024 von Dr. Katherine Lukat überarbeitet und ergänzt.]

Literatur