Dritte Generation der Roten Armee Fraktion (RAF)
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Die sogenannte Dritte Generation der Roten Armee Fraktion war ein Zusammenschluss von bis zu 20 Personen und 250 Unterstützern, der eine Reihe von Sabotageakten und mehrere Mordanschläge zugeschrieben werden.
Neben dem Chef des Rüstungskonzerns MTU Ernst Zimmermann ermordete die Dritte Generation der RAF unter anderem den Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts, den Diplomaten im Auswärtigen Amt Gerold von Braunmühl, den Chef der Deutschen Bank Alfred Herrhausen und den Präsidenten der Treuhandanstalt Detlev Karsten Rohwedder. 1993 verübte die Gruppe einen Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt, dessen materieller Schaden 100 bis 120 Millionen DM betrug. Am 20.04.1998 erklärte die RAF ihre Selbstauflösung.
Im Gegensatz zu den vorherigen Generationen der RAF ist die sogenannte Dritte Generation der RAF eng mit der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden verknüpft. Unter ihren Mitgliedern finden sich gleich zwei Wiesbadener Bürger, die sogar der Kommandoebene zuzurechnen sind: Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld. Beide wurden in Wiesbaden geboren, lebten vor ihrem Gang in den Untergrund lange in verschiedenen Wohngemeinschaften und gehörten zu einem linksradikalen Umfeld in Wiesbaden, das die RAF aktiv und passiv in Organisationen wie der Roten Hilfe und der Sozialistischen Initiative Wiesbaden unterstützte. Auf die in dieser Zeit geknüpften Sympathisantennetzwerke konnten Grams und Hogefeld, die zugleich auch ein Paar waren, im Untergrund zurückgreifen. Grams und Hogefeld stehen im Verdacht an einer Vielzahl der terroristischen Aktionen der RAF direkt und unmittelbar beteiligt gewesen zu sein. Grams kam am 27.06.1993 in Bad Kleinen ums Leben. Hogefeld wurde 1996 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt und 2011 aus der Haft entlassen.
Wiesbaden war auch Tatort einer terroristischen Aktion der RAF. Am 08.08.1985 lockten Birgit Hogefeld und/oder Eva Haule den US-Soldat Edward Pimental mit der Aussicht auf ein Liebesabenteuer aus einer Wiesbadener Diskothek und erschossen ihn in einem Waldstück, um an seine Identification Card zu gelangen. Diese verschaffte der RAF Zugang zur Rhein-Main-Airbase in Frankfurt, die am 09.08.1985 Ziel eines Sprengstoffanschlags wurde. Bei diesem Anschlag kamen ein US-Soldat und eine Zivilangestellte ums Leben, elf weitere Personen wurden verletzt.