Dengel, Georg Ludwig Edwin (genannt Edy)

Der Sohn eines Kohlenhändlers, Filmverleihers und Kinobesitzers gründete mit 18 die Produktionsfirma Axa-Film GmbH in der Friedrichstraße und drehte danach im heimischen Biebrich seinen ersten Film mit dem Titel »Schloss des Schreckens« (1919). Es folgten rasch hintereinander u. a. »Der Mann mit der Todesmaske« (1920), »Das Nest der gelben Spinne« oder »Repps und Wepps« (1925): Gangsterfilme, für die er die Vorlagen schrieb, Regie führte und die Hauptrolle des Detektivs Fred Repps spielte. Als Vorbild dienten ihm dafür populäre US-Detektivfilmserien. Dabei fand er in Wiesbaden bevorzugt Motive, die er als amerikanische Schauplätze ausgab. Auf einen kurzen beruflichen Abstecher nach Berlin folgten ab 1925 in Wiesbaden weitere Eigenproduktionen, darunter Komödien- und Abenteuerserien um die von ihm erfundene Komikerfigur Patsy oder den Westernhelden Bob Shelton.

Der Erfolg seiner Low-Budget-Stummfilme ermöglichte ihm den Bau eines eigenen gläsernen Filmateliers mit angeschlossenem Kopierwerk. Daneben gründete er einen eigenen Verleih und betrieb Kinos in Bad Schwalbach und Rambach. Den Wechsel zum Tonfilm Anfang der 1930er-Jahre vermochte er (u. a. wegen der kostspieligen Umrüstungs- und Lizenzkosten) nicht mit zu vollziehen und blieb bei der Produktion stummer Kurz- und Dokumentarfilme, die im Vorprogramm der Kinos liefen. Bereits im Winter 1928/29 hatte er das Jahrhundertereignis des über weite Strecken zugefrorenen Rheins filmisch festgehalten (»Der Rhein in Eisfesseln«, 1929). In der Spätphase der Weimarer Republik begleitete er Reichspräsident von Hindenburg mit der Kamera (»Unser Hindenburg«, 1930) und dokumentierte im Mai 1933, wenige Monate nach Hitlers Machtergreifung, den »Tag der Arbeit«. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahm er seine Tätigkeit als Produzent und Regisseur wieder auf und realisierte Kultur- und Werbefilme, später auch Fernsehproduktionen.

Knop, Matthias: Vom Panorama zum Rheinfilm – Anfänge des Films in Wiesbaden. In: Rote Rosen und weißer Flieder [S. 11–21].