Conrady, August
Conrady, August
Sinologe, Ethnograph
geboren: 28.04.1864 in Wiesbaden
gestorben: 04.06.1925 in Leipzig
Artikel
Aus einer weit verzweigten Gelehrtenfamilie stammend, war Conrady schon früh mit der Atmosphäre der Wissenschaft vertraut. Er erhielt Privatunterricht vom Vater Ludwig Conrady, Pfarrer und Verfasser theologischer wie historischer Werke, und vom Onkel Wilhelm Conrady, Jurist und Limesforscher, der auf Schloss Miltenberg am Main lebte, wo Conrady sich gern aufhielt. Dieses Domizil war ein familiäres Erbe durch den verwandten Friedrich Habel, den Archivar und Altertumsforscher. Der Orientalist Peter von Bohlen, einer der ersten Sanskritisten, war Conradys Großvater mütterlicherseits.
Heidelberg, Straßburg, München und Jena hießen Stationen seines Studiums, das mit klassischer Philologie begann, ehe er sich, seinen Neigungen immer stärker entsprechend, der vergleichenden Sprachwissenschaft zuwandte, um in Würzburg über eine nepalesische Palmblatt-Handschrift zu promovieren. In Leipzig habilitierte er sich 1891 mit einer Studie über ein nepalesisches Tanzspiel, worauf er die Thaisprachen und schließlich das Chinesische studierte, dem er sich dann lebenslang widmen sollte. Dabei tat er sich als Erneuerer auf verschiedenen Gebieten der sinologischen Forschung hervor, besonders auch die Paläographie betreffend.
Die universitäre Laufbahn einzuschlagen bedeutete, desaströse Bedingungen auf sich zu nehmen: 1896 wurde er mit dem Leipziger Lehrstuhl für ostasiatische Sprachen in Form eines höchst bescheiden dotierten Extraordinariats betraut.
Wie nur wenige Gelehrte verfügte Conrady über umfassende linguistische Kenntnisse auf seinem Forschungsgebiet. Er führte als strenger Philologe neue Methoden in die Sinologie ein und legte mit das Fundament für die indochinesische Sprachwissenschaft. Ein Aufenthalt in Peking erweiterte sein wissenschaftliches Spektrum um innovative volkskundliche Abhandlungen, und mit Sven Hedin kam es zu einem persönlichen Austausch, woraus eine relevante Publikation über chinesische Dokumente hervorging.
1920 wurde Conrady zum ordentlichen Professor berufen, eine Würdigung für nur kurze Zeit. Sein Nachlass ging während des Zweiten Weltkriegs in Flammen auf.
Literatur
Hildebrand, Alexander: Opuscula sinologica, o. O. 1967.