Bonhorst, Leonhard von

Als Sohn eines nassauischen Offiziers und Finanzbeamten absolvierte Bonhorst ein technisches Studium in Darmstadt und Karlsruhe. Zurück in Wiesbaden, arbeitete er zunächst als Handelsvertreter und Versicherungsagent und betrieb darüber hinaus noch eine kleine Warenhandlung.

Aufgeschreckt durch die ärmlichen Lebensbedingungen bei Handwerkern und abhängigen Lohnarbeitern, engagierte er sich zunehmend für die Lösung der sozialen Frage und hatte entscheidenden Anteil bei der Gründung des Wiesbadener Konsumvereins. Zusätzlich engagierte er sich im Wiesbadener Arbeiterbildungsverein, wo er die Mitglieder mittels vielfältiger Aus- und Weiterbildung zur politischen Betätigung und Emanzipation befähigen wollte.

Bonhorst bemühte sich, Wiesbaden zu einem Zentrum innerhalb eines zentralisierten Verbandes von Vereinen auszubauen. 1867 erreichte er den Zusammenschluss zahlreicher Arbeitervereine zum »Mittelrheinischen Arbeiterbund«.

Wiesbaden wurde vorübergehend regionaler Vorort und mit dem »Wiesbadener Anzeiger« gab es ein erstes provisorisches Parteiblatt der regionalen Arbeiterschaft. Im Laufe der Zeit entfremdete er sich immer stärker von der liberalen Wiesbadener Gesellschaft und verlor nach dem Scheitern des Konsumvereins sein gesamtes privates Vermögen. Nach der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Eisenach, an der Bonhorst intensiv mitgewirkt hatte, wurde er zum hauptamtlichen Sekretär der Partei berufen und wechselte 1869 von Wiesbaden nach Braunschweig, von wo er auch Agitationsreisen unternahm.

Im Braunschweiger Hochverratsprozess wurde er 1871 vor Gericht gestellt und zunächst zu einer Haftstrafe verurteilt, im Rahmen eines Revisionsverfahrens wurde diese schließlich in eine Bewährungsstrafe umgewandelt. Danach zog er sich aus der Politik zurück.

Eckert, Georg: Zur Geschichte der Braunschweiger Sektion der I. Internationale. Der Briefwechsel zwischen Leonhard von Bonhorst und Johann Philipp Becker. In: Braunschweiger Jahrbuch, Bd. 43, Braunschweig 1962 [S. 131–172].

Beier, Gerhard: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984), Frankfurt am Main 1984.