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Blutlinde, Frauensteiner

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Neben der Kirche in Frauenstein erhebt sich eine große, knorrige Linde, die im Volksmund »Blutlinde« genannt wird.

Nach einer der bekanntesten Wiesbadener Sagen hatte sich die Tochter eines Frauensteiner Burgherrn unstandesgemäß verliebt und wollte mit dem jungen Mann fliehen. Der Vater des Mädchens aber verfolgte das Paar und streckte den Geliebten seiner Tochter mit dem blanken Schwert nieder. Sein Blut floss unerbittlich, und das Edelfräulein konnte es nicht stillen – da brach sie einen Zweig von einer Linde und steckte ihn in den mit Blut getränkten Boden, bevor sie davonritt und ins Kloster ging. Der Baum wuchs und gedieh, und es heißt, dass die Linde, solange das Edelfräulein lebte, blutige Tränen geweint haben soll, wenn jemand einen Zweig abbrach.

Glaubt man der Überlieferung, soll die Blutlinde über 1.000 Jahre alt sein. Dann könnte allerdings kein Frauensteiner Burgherr den grausigen Mord begangen haben, denn die Familie der Herren von Frauenstein wird erst 1221 zum ersten Mal in den Urkunden erwähnt. Die Burg Frauenstein wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von Heinrich Bodo von Idstein (auch von Frauenstein) Ende des 12. Jahrhunderts erbaut.

Wollte man jeglichen sagenhaften Ursprung der Bezeichnung Blutlinde ausschließen, könnte der Name auch einen rechtshistorischen Hintergrund haben: Unter Linden wurde im Mittelalter traditionell Gericht gehalten.

Literatur

Bauer, Gerd: Das unsichtbare Land. Hessische Sagen – neu erzählt. 2. Aufl., Frankfurt am Main 2005 [S. 56 f.].

Wodarz-Eichner, Eva: Sagenhaftes Wiesbaden. Von Riesen, Rittern und Räubern am Rhein, Frankfurt am Main 2009 [S. 41–49].

Frauensteiner Blutlinde, 1970-1985 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F001-973, Urheber: Joachim B. Weber
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