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Bingel, Rudolf

Bingel, Rudolf

Techniker, Vorstandsvorsitzender

geboren: 02.06.1882 in Wiesbaden

gestorben: 22.09.1945 im Speziallager Landsberg an der Warthe


Artikel

Nach der Ausbildung am Technikum Bingen wurde Bingel 1907 bei den Rheinischen Siemens-Schuckert-Werken in Mannheim eingestellt, wo er Karriere machte und 1927 ordentliches Vorstandsmitglied wurde. Die THs Braunschweig und Darmstadt ernannten ihn 1929 bzw. 1942 zum Dr.-Ing. ehrenhalber. 1939 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden und Generaldirektor der Siemens-Schuckert-Werke AG (SSW) in Berlin ernannt. Er gehörte verschiedenen Aufsichtsräten an.

Während des Zweiten Weltkriegs hatte Bingel enge Kontakte zur Wehrmacht auf dem Gebiet der Kriegswirtschaft. Immer wieder betonte er die Schlüsselstellung der Elektroindustrie in der Rüstungswirtschaft und wurde in den Bereich der Reichsgruppe Industrie (RI), dem Vorgänger des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), berufen. Er war Mitglied des Freundeskreises Reichsführer SS, dem Förderkreis von Heinrich Himmler, einem Spendenverein für die SS.

Bingel wurde im Mai 1945 als einer der bedeutenden Vertreter des Unternehmens von sowjetischen Truppen in Siemensstadt verhaftet und zunächst in das Speziallager Ketschendorf transportiert. Danach kam er in das ehemalige KZ Landsberg/Warthe, wo er an den Folgen der Haft starb.

Als nach 1990 öffentlich wurde, dass er sich »frühzeitiger und aktiver für das Hitlerregime eingesetzt [hatte], als das in seiner Position nötig war«, wurde die 1955 in Siemensstadt nach ihm benannte Bingelstraße in »Straße am Schaltwerk« umbenannt.

Literatur

Neue Deutsche Biographie, Bd. 2 1955 [S. 247 f.].

Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 58 f.].