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Bernotat, Otto Friedrich (Fritz)

Bernotat, Otto Friedrich (Fritz)

Landeshauptmann des Bezirksverbandes Nassau, SS-Standartenführer

geboren: 10.04.1890 in Mittel-Jodupp (später Holzeck, Kreis Goldap/Ostpreußen)

gestorben: 04.03.1951 in Neuhof bei Fulda


Artikel

Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg trat Bernotat bereits 1928 in die NSDAP und in die SS ein und wurde 1930 Leiter der Partei-Sektion »Wiesbaden-Südstadt«.

Nach der Machtübernahme 1933 erwies sich Bernotat bei der »Gleichschaltung« der demokratischen Institutionen als besonders skrupellos. Daraufhin wurde er »Adjutant« des neu eingesetzten Landeshauptmannes Wilhelm Traupel (SS). In »vorauseilendem Gehorsam« veranlasste er bereits vor dem entsprechenden Parteibefehl, dass alle Pfleger der Landesheilanstalt Eichberg einen Nachweis über ihre arische Abstammung vorzulegen hatten.

Bernotat unterstützte insbesondere die von Traupel vorangetriebene »Enthumanisierung der Psychiatrie«. Der tägliche Pflegesatz in Psychiatrien wurde gesenkt, kleine Einrichtungen wurden geschlossen. Eine Abteilung für Erb- und Rassenpflege und eine Adoptionsstelle für »Lebensborn«-Kinder wurden im Landeshaus in Wiesbaden errichtet, in den Anstalten wurden Zwangssterilisierungen vorgenommen. Am 01.04.1937 erhielt Bernotat als Dezernent für das Anstaltswesen des Bezirksverbandes die Verantwortung für sämtliche psychiatrischen Einrichtungen in Nassau. Elf Monate später wurde er Stadtverordneter.

Schon 1936 hatten sich Traupel und Bernotat für die Tötung von Kranken ausgesprochen; bis 1940 erhöhte sich die Sterberate von 6,6 % im Jahr 1939 auf 14 %. Mit der sogenannten Aktion T4 (1940) begann die direkte Tötung von Menschen. Die Heilanstalten wurden in eine regelrechte »Mordmaschinerie« zur Vernichtung »lebensunwerten Lebens« umgewandelt. Der Bezirksverband Nassau unter Bernotat wurde zur »effektivsten« Einrichtung der NS-Euthanasie in den Grenzen des sogenannten Altreiches. Das Mordprogramm wurde auf Drängen Bernotats auf jüdische Heimzöglinge ausgeweitet, erfasste auch Zwangsarbeiter und zuletzt sogar hirngeschädigte Soldaten.

1943 erhielt Bernotat das »Goldene Ehrenzeichen der NSDAP« und wurde zum SS-Standartenführer befördert.

Im »Hadamar-Prozess« konnte Bernotat im Herbst 1945 nicht angeklagt werden, da jede Spur von ihm fehlte. Bis zu seinem Tod 1951 lebte er, unbehelligt von den Nachforschungen der Justiz, unter dem Namen Otto Kallweit in Neuhof bei Fulda. Seine Witwe nahm 1954 wieder den Namen »Bernotat« an und beantragte die Beamten-Witwen-Pension.

Literatur

Bembenek, Lothar: Täter als Nachbarn, Wiesbaden 2010 (Manuskript im AMS).

Hessischer Landtag: Drucksache 13/7176 vom 06.12.1994, Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen betreffend Verfolgung und Vernichtung durch das NS-Regime in Hessen (i. A. zusammengestellt von Lothar Bembenek).

Sandner, Peter: Verwaltung des Krankenmordes. Der Bezirksverband Nassau im Nationalsozialismus, Gießen 2003 (Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Hochschulschriften 3).