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Berkhahn, Günther

Berkhahn, Günther

Zeichner, Publizist, Widerstandskämpfer

geboren: 11.07.1910 in Berlin

gestorben: 12.03.1982 in Wiesbaden


Artikel

Berkhahn ließ sich seit 1925 an der hiesigen Handwerker- und Kunstgewerbeschule sowie von 1928 bis 1930 an der Hochschule für bildende Künste in Berlin qualifizieren. Nachdem er zuvor schon als Gründer und Leiter des Wiesbadener Sozialistischen Schülerbundes hervorgetreten war, arbeitete er, der mittlerweile der KPD beigetreten war, alsbald z. B. für die Satirezeitschrift »Roter Pfeffer«.

1932 übersiedelte er zu seiner Mutter und seinem Stiefvater Prof. Federico Graef, der als Cheftopograf für die Regierung Argentiniens tätig war. 1933/34 beteiligte Berkhahn sich an einer Erdölexpedition für das dortige Landwirtschaftsministerium und arbeitete als Zeichner für das dezidiert liberal ausgerichtete »Argentinische Tageblatt«.

1934 wechselte Berkhahn erst nach Schweden, anschließend nach Paris, um zeitweilig als politischer Karikaturist z. B. für die vom Zentralkomitee der KPD herausgegebene Wochenzeitung »Der Gegenangriff« zu arbeiten. Dabei kam es zu einer Kooperation mit dem vormaligen KPD-Reichstagsabgeordneten für den Wahlkreis 19 Hessen-Nassau und antifaschistischen Propagandaspezialisten Willi Münzenberg, der wie er selbst wenige Jahre darauf mit dem Kommunismus stalinistischer Prägung brechen sollte. 1935 beteiligte sich Berkhahn in Paris an einer antifaschistischen Ausstellung, bevor er über Großbritannien und Schweden abermals nach Argentinien reiste. Dort nahm er an einer kartografischen Expedition teil, diesmal im Auftrag des Verteidigungsministeriums.

Sodann wurde er auf Vermittlung der Botschaft der Zweiten Spanischen Republik von deren Landwirtschaftsministerium als Lehrer für geologische Grafik verpflichtet. Seit Anfang 1937 engagierte er sich in der republikanischen Armee gegen den faschistischen Franco-Putsch in Spanien. Er unterrichtete Topografie an der Militärakademie und nahm als hierfür zuständiger Stabsoffizier an den Schlachten vor Madrid und Córdoba sowie an der Ebro-Front teil. Der während des Spanischen Bürgerkrieges hautnah erlebte Terror der Stalinisten gegen andere Linkskräfte ließ Berkhahn vollends zum Antikommunisten werden, obschon er an seiner entschieden sozialistischen Grundeinstellung unerschütterlich festhielt.

Nachdem er seit Mitte September 1938 in Barcelona fast ein Vierteljahr im Lazarett hatte verbringen müssen, hielt er sich seit Februar 1939 wiederum in Schweden auf. Im Sommer 1940 reiste er über die UdSSR, Japan und Chile ein weiteres Mal nach Argentinien, wo er erneut für das »Argentinische Tageblatt« tätig wurde. 1944 wich der 1941 vom Deutschen Reich Ausgebürgerte wegen der Verfolgungen, die nach Errichtung einer faschistischen Militärdiktatur auch in Argentinien einsetzten, nach Uruguay aus. Von dort kehrte B. erst 1950 in seine hessische Heimat zurück.

Er war Mitarbeiter des Hessischen sowie des Norddeutschen Rundfunks und schrieb Artikel für verschiedene Periodika und Pressedienste. Seine Tätigkeit als Werbeberater für die SPD war seinerzeit genauso nur vorübergehender Natur wie seine Mitgliedschaft in dieser Partei. In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre beeinflusste der nicht zuletzt an Prof. Dr. Karl August Wittfogel orientierte unorthodoxe Marxist einige jüngere Aktivisten der vergleichsweise kleinen lokalen Außerparlamentarischen Opposition (APO) im Umfeld des Wiesbadener Club Voltaire.

1970 präsentierte der POP-Club für Folklore, Politik und Information eine Ausstellung von satirischen Zeichnungen Berkhahns. Bei einer Veranstaltung des städtischen Jugendzentrums PUB zum sogenannten Prager Frühling wurde Anfang 1977 seine publizistische Kooperation mit dem früheren APO-Aktivisten Dr. Rudi Dutschke begründet. Hierüber gibt z. B. dessen posthum veröffentlichtes Buch »Aufrecht gehen. Eine fragmentarische Autobiographie« Auskunft, desgleichen seine von der Witwe Gretchen Dutschke unter dem Titel »Jeder hat sein Leben ganz zu leben« edierten Tagebücher.

Literatur

Bembenek, Lothar/Ulrich, Axel: Widerstand und Verfolgung in Wiesbaden 1933–1945. Eine Dokumentation. Hrsg.: Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden – Stadtarchiv, Gießen 1990.