Berend, Ludwig

Berend absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Apotheker, bevor er nach der Gehilfenprüfung 1890 in Marburg das Studium der Chemie aufnahm und bei Prof. Ernst Schmidt mit einer Arbeit über Alkaloide promovierte. Eine erste Anstellung fand er bei den Farbenfabriken Bayer in Elberfeld.

1910 kam er als Geschäftsführer in das neu gegründete Unternehmen von Dr. Kurt Albert in Amöneburg, das auf dem kaum erschlossenen Gebiet der künstlichen Werkstoffe forschte. Bei dem Auftrag, einen Korrosionsschutzanstrich zu entwickeln, kam Berend 1910 auf die Idee, Kiefernharz chemisch zu veredeln. Daraus ergab sich ein öllösliches Kunstharz, das unter dem Markennamen »Albertol« für die Herstellung von Holzlacken verwendet werden konnte. Es war der erste Lackkunstharz auf dem Weltmarkt. Am 30.11.1910 erhielten Kurt Albert und Berend das Patent über das neue Verfahren.

1927 fanden diese Kunstharze überraschend ein neues Absatzgebiet. Henry Ford brauchte für sein neues Ford-A-Modell dringend einen schneller trocknenden Lack. Die bis dahin verwendeten Lacksysteme (auf Leinölbasis) benötigten mehrere Tage zur Trocknung, was bei 6–7 Anstrichen pro Auto mehr als einen Monat Lackierzeit bedeutete. Für Ford war dies ein fast unlösbares logistisches Problem. Öllacke, die mit Albertolen gefertigt waren, trockneten wesentlich schneller, so konnte Ford – dank der Erfindung Berends – sein Fließband erheblich besser auslasten. Auch war es nun erstmals möglich, ein Automodell in vier verschiedenen Farbvariationen zu liefern, was den Verkaufserfolg erheblich steigerte.

Eine weitere Trocknungsbeschleunigung erlaubten ab 1932 die Alkydharze, die ebenfalls bei der Firma Albert in Biebrich hergestellt wurden.

Bis zu seinem Ruhestand 1931 war Berend im Unternehmen tätig und experimentierte unter anderem mit Emulsionen und Pflanzenschutzmitteln.

Fonrobert, Ewald: Aus der Geschichte der deutschen Lackkunstharz-Industrie. Zum Gedächtnis von Dr. Ludwig Behrend. In: Farben-Zeitung, 45. Jg. Nr. 21, Berlin 1940.

Schwenk, Ernst: Fast vergessene Erfinder. 80 Jahre Kunstharze. Höchst, AG (Hrsg.), Frankfurt am Main 1982.