Bekker, Max Paul Eugen
Bekker, Max Paul Eugen
Intendant, Musikschriftsteller und -kritiker
geboren: 11.09.1882 in Berlin
gestorben: 13.03.1937 in New York
Artikel
Nach seiner Ausbildung in Violine, Korrepetition und Musiktheorie wirkte Bekker als Kapellmeister in Aschaffenburg und Görlitz. Seit 1906 schrieb er hauptberuflich als Musikkritiker für die »Berliner Neuesten Nachrichten«, die »Berliner Allgemeine Zeitung« und die »Frankfurter Zeitung«. 1911 erschien sein Standardwerk über Beethoven. Es folgten »Das deutsche Musikleben« (1916), ein früher wegweisender Beitrag zur Musiksoziologie, Schriften über die »Neue Musik« und deren Vertreter wie Gustav Mahler, Ernst Krenek oder Arnold Schönberg, aber auch Monografien zu Richard Wagner, »Gustav Mahlers Sinfonien« oder zur »Weltgeltung der Deutschen Musik«. 1924 veröffentlichte er seinen Grundriss zu einer Phänomenologie der Musik »Von den Naturreichen des Klanges«.
Auf Empfehlung des Kulturpolitikers Leo Kestenberg (1882–1962) wurde Bekker 1925 Intendant des Staatstheaters Kassel und wechselte 1927 nach Wiesbaden, wo er in beispielhaften Inszenierungen das Publikum mit zeitgenössischen Komponisten wie Ferruccio Busoni, Paul Hindemith, Franz Schreker, Richard Strauss und Kurt Weill bekannt machte. Gab es unter seinen Vorgängern in über 30 Jahren nur fünf Opernuraufführungen, brachte es Bekker auf zwölf Premieren und 18 Erstaufführungen neuerer Opern. Kontakte zu Leo Blech, Fritz Busch oder Sir Thomas Beecham, glanzvollen Gastdirigenten, ermöglichten ihm auch die Wiederaufnahme der Maifestspiele. Als 1932 die Stadt das Theater als »Nassauisches Landestheater« vom preußischen Staat übernahm, wurde Bekkers Vertrag nicht verlängert.
Wegen seiner jüdischen Herkunft schon seit dem Ende der 1920er-Jahre von den Nationalsozialisten angefeindet, emigrierte er 1933 über Frankreich in die Vereinigten Staaten. Bekker war in zweiter Ehe mit der Malerin und Galeristin Hanna Bekker vom Rath verheiratet, die sich 1927 von ihm trennte.
Literatur
Eichhorn, Andreas: Paul Bekker. Facetten eines kritischen Geistes (Studien u. Materialien zur Musikwissenschaft, Bd. 29) Hildesheim u. a. 2002.
Heer, Hannes/Fritz, Sven [u.a.]: Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der »Juden« und »politisch Untragbaren« aus den hessischen Theatern 1933 bis 1945 (Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen 27), Berlin/Wiesbaden 2011 [S. 268 ff.].
Hildebrand, Alexander/Vollmer, Eva Christina/Roland, Karl Heinz: Hessisches Staatstheater in Wiesbaden – Theater in Wiesbaden 1765–1978, Wiesbaden 1978.
Kleiner, Stephanie: Staatsaktion im Wunderland. Oper und Festspiel als Medien pol. Repräsentation (1890–1930), München 2013 [S. 433 ff.].