Radtke, Olga
Radtke, Olga
Steuerberaterin, Kommunalpolitikerin
geboren: 03.09.1892 in Mainz
gestorben: 21.07.1953 in Kreis Augsburg
Artikel
Olga Radtke zog kurz nach ihrer Geburt mit ihrer Familie von Mainz nach Königsberg um, wo die Familie ein großes Musikgeschäft führte. Da ihr Interesse dem kaufmännischen Bereich gehörte, entschloss sie sich nach ihrem Schulabschluss zu einem Studium an der Handelshochschule in Mannheim. Nach ihrer Prüfung zur Handelslehrerin 1914 war sie bis 1917 als Diplomhandelslehrerin in Breslau tätig. Ein Jahr später heiratete sie Kurt Radtke und arbeitete mit ihm gemeinsam als Bücherrevisorin und später als Steuerberaterin in Königsberg.
Im Zweiten Weltkrieg verlor sie ihren Mann und ihren ältesten Sohn. Nach ihrer Flucht aus Königsberg gelangte sie 1945 nach Wiesbaden, wo sie schließlich eine Zulassung als Steuerberaterin erhielt. Sie schloss sich der Liberal Demokratischen Partei an und gehörte Ende 1945 zu den Gründungsmitgliedern der Wiesbadener Ortsgruppe der Partei, in deren Vorstand sie war. Gleichzeitig engagierte sie sich im Überparteilichen Frauenausschuss und fungierte im späteren Überparteilichen Frauenverband als Vorsitzende.
Olga Radtke gehörte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu den aktivsten und einflussreichsten Kommunalpolitikerinnen Wiesbadens. 1948 bis 1952 besaß sie ein Mandat als Stadtverordnete und war bis zu ihrem Tod 1953 neben Helen von Bila die erste weibliche ehrenamtliche Stadträtin im Wiesbadener Magistrat. Nach dem Vorbild ihrer Mutter, Martha Harpf, einer Königsberger Kommunalpolitikerin, setzte sie sich besonders für die Gleichberechtigung von Frauen in Politik und Gesellschaft ein und versuchte ihren Einfluss auf kommunalpolitische Entscheidungen zu erhöhen. Olga Radtke starb an den Folgen eines Autounfalls.
Literatur
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Röhlke, Cornelia
"... die Welt gehört nun mal dem Mann - und der Frau". Sechs Wiesbadener Kommunalpolitikerinnen der Nachkriegszeit im Porträt. Hessisches Sozialministerium - Stabsstelle Frauenpolitik, Stadtarchiv Wiesbaden, Kommunale Frauenbeauftragte Stadt Wiesbaden (Hrsg.), Wiesbaden 2006.