Nassauische Blindenfürsorge e. V.
Artikel
Der Träger des „Seniorenheims für Blinde und Sehende“, die Nassauische Blindenfürsorge e. V., hat eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Mitte des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich nur sehr wenige mit den fast unmenschlichen Lebensbedingungen blinder Kinder; sie blieben ohne Ausbildung und waren auf Betteln angewiesen. Freiherr Moritz von Gagern erkannte die Not und initiierte 1861 in Wiesbaden einen „Verein zur Gründung und Unterhaltung einer für das Herzogtum Nassau bestimmten Blindenschule“ mit dem Zweck „blinde Menschen beiderlei Geschlechts ohne Unterschied der Konfession durch Unterricht und Erziehung zu brauchbaren Mitgliedern der menschlichen Gemeinschaft heranzubilden“. Er wurde unterstützt von bekannten und einflussreichen Wiesbadenern. Trotz der herrschenden Schwierigkeiten wie Geld- und Raumnot sowie Fachkräftemangel handelte von Gagern unermüdlich und mit Erfolg. 1864 konnte dank einer Spende ein eigenes Schulgebäude auf dem Riederberg, das heutige Hauptgebäude, bezogen werden. Wegen steigender Schülerzahl musste das Haus schon 1888 und 1892 baulich erweitert werden. Neue Aufgaben kamen hinzu.
Eine neuerliche Zäsur brachte der Zweite Weltkrieg, die NSDAP vereinnahmte praktisch alles. Nach Kriegsende fiel das große Haus an das Land Hessen. Das alte Gebäude verblieb der Nassauischen Blindenfürsorge. Seit dieser Zeit nahm das Heim eine positive Entwicklung. Es wurde mehrfach modernisiert, um zwei Gebäude erweitert und immer wieder den herrschenden Verhältnissen angeglichen, so dass es sich stets zeitgemäß präsentierte. Das Heim betreut heute gemeinsam Sehende und Blinde, welche einen großen Teil der Bewohner ausmachen, aber auch körperlich Behinderte, altersverwirrte, demente und allgemein Pflegebedürftige aller Pflegestufen. Die Einrichtung besteht aus drei Gebäuden, die durch eine Galerie miteinander verbunden sind. Aktuell stehen neue Aufgaben an: Der aus 1864 stammende Bau bedarf dringend einer Sanierung. Die demographische Entwicklung erfordert Reaktionen und erneute Anpassung. Diesen Herausforderungen wird der Verein mit einem Neubau in Erbenheim begegnen.
Literatur
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Schmitt, Erich
Festschrift zum 150-jährigen Bestehen. Nassauische Blindenfürsorge e.V. (Hrsg.), Wiesbaden 2011.