Sprungmarken

Nassauische Blindenfürsorge e. V.

Freiherr Moritz von Gagern rief 1861 in Wiesbaden einen Verein zur Unterhaltung einer Blindenschule ins Leben. Schon wenige Jahre später konnte ein eigenes Schulgebäude auf dem Riederberg bezogen werden. Heute führt die Nassauische Blindenfürsorge ein Seniorenheim für Sehende und Blinde.

Artikel

Der Träger des „Seniorenheims für Blinde und Sehende“, die Nassauische Blindenfürsorge e. V., hat eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Mitte des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich nur sehr wenige mit den fast unmenschlichen Lebensbedingungen blinder Kinder; sie blieben ohne Ausbildung und waren auf Betteln angewiesen. Freiherr Moritz von Gagern erkannte die Not und initiierte 1861 in Wiesbaden einen „Verein zur Gründung und Unterhaltung einer für das Herzogtum Nassau bestimmten Blindenschule“ mit dem Zweck „blinde Menschen beiderlei Geschlechts ohne Unterschied der Konfession durch Unterricht und Erziehung zu brauchbaren Mitgliedern der menschlichen Gemeinschaft heranzubilden“. Er wurde unterstützt von bekannten und einflussreichen Wiesbadenern. Trotz der herrschenden Schwierigkeiten wie Geld- und Raumnot sowie Fachkräftemangel handelte von Gagern unermüdlich und mit Erfolg. 1864 konnte dank einer Spende ein eigenes Schulgebäude auf dem Riederberg, das heutige Hauptgebäude, bezogen werden. Wegen steigender Schülerzahl musste das Haus schon 1888 und 1892 baulich erweitert werden. Neue Aufgaben kamen hinzu.

Zur Unterstützung ausgeschiedener Schüler gründete man 1886 einen Fürsorgefonds. 1909 wurde aus neuerlichem Platzmangel das große, weiße Gebäude oberhalb des Blindenheims, heute Landesvermessungsamt, errichtet. Jetzt war alles Notwendige vorhanden. Die optimalen Verhältnisse herrschten aber nur kurz. Im Ersten Weltkrieg mutierte das große Haus zum Lazarett. Für die Blinden waren erneut weder Raum noch Geld vorhanden. Nach dem Krieg konnte das Haus infolge der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse nicht mehr unterhalten werde, es wurde der Stadt Wiesbaden überlassen. Die Blindenschule wurde aufgelöst, die verbliebenen Schüler nach Frankfurt verlegt. 1923 gab sich der Verein den neuen Namen „Nassauische Blindenfürsorge e.V.“, eine neue Satzung und richtete das alte Haus für allein stehende Blinde ein, die er von nun an betreute.

Eine neuerliche Zäsur brachte der Zweite Weltkrieg, die NSDAP vereinnahmte praktisch alles. Nach Kriegsende fiel das große Haus an das Land Hessen. Das alte Gebäude verblieb der Nassauischen Blindenfürsorge. Seit dieser Zeit nahm das Heim eine positive Entwicklung. Es wurde mehrfach modernisiert, um zwei Gebäude erweitert und immer wieder den herrschenden Verhältnissen angeglichen, so dass es sich stets zeitgemäß präsentierte. Das Heim betreut heute gemeinsam Sehende und Blinde, welche einen großen Teil der Bewohner ausmachen, aber auch körperlich Behinderte, altersverwirrte, demente und allgemein Pflegebedürftige aller Pflegestufen. Die Einrichtung besteht aus drei Gebäuden, die durch eine Galerie miteinander verbunden sind. Aktuell stehen neue Aufgaben an: Der aus 1864 stammende Bau bedarf dringend einer Sanierung. Die demographische Entwicklung erfordert Reaktionen und erneute Anpassung. Diesen Herausforderungen wird der Verein mit einem Neubau in Erbenheim begegnen.

Literatur

Verweise