Lewald, Fanny
geboren: 24. März 1811 in Königsberg (Ostpreußen)
gestorben: 5. August 1889 in Dresden
Details
Die älteste Tochter emanzipierter jüdischer Eltern verließ mit 13 Jahren die Privatschule. Von nun an war sie gehalten, sich vor allem mit Handarbeiten, Klavierspielen und der Wiederholung von altem Unterrichtsstoff zu beschäftigen. An eine höhere Schulbildung oder ein Studium, wie es ihre Brüder aufnehmen durften, war nicht zu denken, und schon bald begehrte Fanny gegen die Ungleichbehandlung auf. 1831 legte ihr Vater, der Kaufmann David Markus, den jüdischen Familiennamen ab und ersetze ihn durch den Namen Lewald. Fanny Lewald ließ sich taufen, ohne innerlich vom Christentum überzeugt zu sein.
Sie widersetzte sich erfolgreich einer von den Eltern arrangierten Ehe. Ihr Onkel August Lewald, Herausgeber der Zeitschrift „Europa“, gab ohne ihr Wissen Teile ihrer Briefe mit Reisebeschreibungen heraus. Die Texte erregten Aufsehen, und neue Artikel wurden in Auftrag gegeben. Bestätigt durch ihren Erfolg, veröffentlichte sie 1843 zwei Romane („Clementine“ und „Jenny“). In kürzester Zeit war sie zu einer der gefragtesten Schriftstellerinnen ihrer Zeit geworden. Besonders beschäftigte sie die Lage der jungen Mädchen - sie verarbeitete, was sie in ihrer Jugend, die sie als „Leidensjahre“ bezeichnete, gequält hatte. In ihren Schriften forderte Fanny Lewald die Verbesserung der Mädchenbildung und das Recht der Frau auf eine eigene Berufsausbildung.
Sie konnte von dem Ertrag ihrer in enormer Auflagenhöhe erscheinenden Romane und den Honoraren für ihre Artikel gut leben, und allmählich wurde sie als Frauenrechtlerin gleichermaßen wie als Schriftstellerin bekannt. Im Februar 1845 bezog sie eine eigene Wohnung in Berlin.
Auf einer Italienreise lernte sie im gleichen Jahr den Literatur- und Kunsthistoriker Adolf Stahr kennen. Er war verheiratet und Vater von fünf Kindern, aber sie verliebte sich in ihn. Als Stahr Ende 1852 nach Berlin zu Lewald zog und seine Familie in Jena zurückließ, willigte seine Frau in die Scheidung ein. Am 6. Februar 1855 heirateten Fanny Lewald und Adolf Stahr.
In die Zeit ihrer Ehe fällt ihre Hauptschaffensperiode. Sie engagierte sich unter vielem anderen im sozialen Bereich; zudem unterhielt sie einen literarischen Salon, dessen berühmtester Gast der junge Fontane war.
Aus Rücksicht auf Stahrs schwächer werdende Gesundheit verließ das Ehepaar Berlin und ließ sich in der Kurstadt Wiesbaden nieder, wo es sich die Linderung seiner Leiden erhoffte. Hier starb Adolf Stahr am 3. Oktober 1876. Fanny Lewald zog daraufhin wieder nach Berlin. Ihre letzte Ruhestätte fand sie an der Seite Stahrs auf dem Alten Friedhof in Wiesbaden.
Im Künstlerviertel ist eine Straße nach ihr benannt.
Literatur
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Schneider, Gabriele
Fanny Lewald, Reinbek bei Hamburg 1996.
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Wodarz-Eichner, Eva
„Ich will wirken in dieser Zeit…“ Bedeutende Frauen aus acht Jahrhunderten. 52 Kurzbiographien, 2. Auflage, Bonn 2008. (S. 207-215)